▷ Gerstenkorn: Woher kommt das & wie geht es wieder weg? [2024]

Sitzt es erst einmal am Auge, bedeutet das einige sehr unangenehme Tage bei getrübter Sicht. Gemeint ist damit das Hordeolum, besser bekannt als Gerstenkorn. Der ein oder andere mag denken, es handele sich dabei wirklich um Körnchen oder ähnlichen Fremdkörper, der ins Auge gelangt ist. Tatsächlich jedoch entsteht diese Entzündung aus dem Körper heraus.

Vor allem bei Kindern bis jungen Erwachsenen kommt das Korn gehäuft. Insgesamt aber für jeden Menschen die Wahrscheinlichkeit hoch, zumindest einmal darunter leiden zu müssen. Denn ein Gerstenkorn ist sogar ansteckend. Braucht es also zur Behandlung lieber einen Arzt oder gibt es Hausmittel? Wie gefährlich ist es wirklich und kann man sich generell davor schützen?

Was ist ein Gerstenkorn überhaupt?

Beim Hordeolum handelt es sich um eine durch Bakterien verursachte Entzündung der Drüsen an beziehungsweise in den Augenlidern. Fast immer kommt es dabei zu einem eitrigen Abszess mit einem Ausfluss nach außen oder innen. Gewissermaßen ähnelt es damit dem Furunkel, welches an allen Haarwurzeln des Körpers vorkommen kann. Zu unterscheiden ist beim Korn zwischen zwei Varianten:

Das Hordeolum externum entsteht an den Schweiß- oder Talgdrüsen und der Abszess bricht nach außen durch. Das Hordeolum internum dagegen geschieht dies nach innen und die Entzündung entsteht an den Talgdrüsen am Lidrand. Ansonsten laufen beide Varianten nahezu gleich ab und unterscheiden sich auch von der Symptomatik her kaum. Zur allgemeinen Übersicht seien an dieser Stelle bereits einige Aspekte zusammengefasst:

  • Beschreibung: eiternde Entzündung im Bereich des Augenlids
  • Ursache: Infektion einer Drüse mit Bakterien
  • Symptome: schmerzhafte Schwellung am Lid, gerötetes Auge, viel Tränenfluss
  • Behandlung: aufgrund kurzer Dauer oft nicht nötig, gegebenenfalls mit Salben, selten durch operativen Eingriff

Der Unterschied zum Hagelkorn

Eine ähnliche und oft verwechselte Erscheinung ist das Chalazion, das sogenannte Hagelkorn. Schon die umgangssprachliche Namensgebung lässt hier eine Verwandtschaft vermuten. Tatsächlich jedoch gibt es entscheide Unterschiede zwischen Gersten- und Hagelkorn.

  • Beschreibung: Das Hagelkorn ist eine chronische Entzündung einer oder mehrerer Talgdrüsen am Lid, die jedoch ohne Eiterbildung verläuft
  • Ursache: Zur Entzündung kommt es nicht durch Bakterien sondern durch eine (meist hormonell bedingte) Verstopfung der Drüsen
  • Symptome: Keine Schmerzen, leichte Rötung und Schwellung, die sich fühlbar bewegen lässt
  • Behandlung: trotz längerer Dauer (Wochen bis Monate) meist nicht nötig, gegebenenfalls Wärmebehandlung, sehr selten operative Entfernung

Wie kann man ein Gerstenkorn am Auge erkennen?

Bestenfalls erkennt man ein Gerstenkorn möglichst frühzeitig, noch im Anfangsstadium. Dann nämlich können diverse Vorkehrungen getroffen werden, damit sich die weiteren Beschwerden zumindest etwas in Grenzen halten. (Auf die Möglichkeiten zur Behandlung wird später noch eingegangen.)

Bei einem äußeren Gerstenkorn entsteht anfangs ein kleiner, entzündeter und daher geröteter Knoten am Lidrand. Dieser kleine Knoten ist bereits ziemlich schmerzhaft und druckempfindlich. Außerdem bewirkt er ein Spannungsgefühl, da sich bereits Eiter darin angesammelt hat. Beim inneren Gerstenkorn wiederum, kommt es in kürzester Zeit zu einer starken Anschwellung des gesamten Augenlids. In vielen Fällen überdeckt dies sogar das Auge selbst.

Insofern sind Gerstenkörner, sowohl innen als auch außen, in aller Regel schnell zu identifizieren. Schon nach einem Tag kommt es zu den oben beschriebenen Erscheinungen, während davor erst einmal nur eine Schmerzempfindlichkeit, Rötung und beständiger Tränenfluss bemerkbar ist.

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Wie entsteht ein Gerstenkorn?

Wie bereits erwähnt, ist ein Hordeolum auf den Bereich des Augenlides, genauer die dortigen Drüsen, begrenzt und entsteht auch nur dort. Zur Entzündung kommt es durch die Infektion mit Bakterien und zwar in neun von zehn Fällen mit Staphylokokken. Sehr selten sind hingegen Streptokokken verantwortlich. Solche Bakterien befinden sich ganz alltäglich überall um die Menschen herum und vor allem etwa auch auf Nahrungsmittel.

Vielmehr finden sich diese Bakterien aber auch am beziehungsweise im Menschen. Die meisten leben ihr ganzes Leben mit ihnen, ohne jedoch einmal wirklich darunter gelitten zu haben. Der Grund dafür ist, dass das Immunsystem in der Regel mit diesen Schädlingen fertig wird. Da sich Staphylokokken aber eben auch auf der Haut befinden, können sie etwa über die Hände mitunter in die Augen gelangen und verursachen dann dort die besagte Infektion. Außerdem gibt es bestimmte Faktoren, die die Infektion noch begünstigen können:

  • Schmutz an den Händen, der in die Augen gerieben wird.
  • Eine bestehende Immunschwäche, vor allem bei vorhandenem Diabetes mellitus oder einer Immunsuppression
  • Unzureichende Hygiene im Bereich der Augen, vor allem auch beim Verwenden von Make-Up oder dem Tragen von Kontaktlinsen
  • Äußere Reize wie Chlorwasser, Zigarettenqualm oder zu viel Zugluft in die Augen

Wie sich zeigt, gibt es also auch diverse Risikogruppen, die etwas anfälliger für Gerstenkörner sind als andere. Das gilt nicht zuletzt für bereits erkrankte und immungeschwächte Menschen sowie aber eben auch für Kinder.

Wie gefährlich ist ein Gerstenkorn?

Obwohl das Hordeolum oft unvermittelt und dann akut mit starken Schmerzen und sehr unangenehmen Symptomen auftritt, gilt es im Allgemeinen nicht als gefährlich. Nur sehr selten kommt es bei komplizierten Verläufen zu Folgeerkrankungen wie einem Lidabszess, der Ausdehnung der Entzündung auf den gesamten Augenbereich oder einer Thrombose. Bildet sich die Schwellung jedoch nach wenigen Tagen von selbst zurück, ist von einer ganzheitlichen Ausheilung auszugehen.

Des Weiteren ist festzuhalten, dass bei nicht eindeutiger Diagnose des Gerstenkorns diverese Differenzialdiagnosen gestellt werden können – oder unter Umständen sogar müssen. Dabei gilt es folgende Erkrankungen und Symptomatiken mit einzubeziehen:

  • Tränendrüsenentzündung (Dakryoadenitis)
  • Papillom, Zyste und Wundrose im Bereich des Augenlids
  • Entzündung des Haarbalgs einer neuwachsenden Wimper (Follikulitis)
  • Basalzellkarzinom, Plattenepithelkarzinom am Augenlid sowie Karzinom der Talgdrüsen am Augenlid (Diese verlaufen jedoch anfangs schmerzfrei und sind damit eher eine Differenzialdiagnose zum Hagelkorn.)

Wer die genaue Ursache für die Schwellung, Rötung und Schmerzempfindlichkeit am Augenlid kennen möchte und sich wegen eines Gerstenkorns unsicher ist, kann dafür den Augenarzt aufsuchen. Das empfiehlt sich dann vor allem, bevor eigenhändig diverse Maßnahmen zur Linderung der Symptome getroffen werden. Der Facharzt kann in aller Regel eine sichere Diagnose stellen und dann weitere Ratschläge geben.

Gibt es Hausmittel für ein Gerstenkorn am Auge?

Wie erwähnt, ist hier von einer kurzzeitigen Krankheitserscheinung die Rede, die in den allermeisten Fällen harmlos ist und nach kurzer Zeit von selbst verschwindet. Allerdings kann es unter gewissen Umständen auch dazu kommen, dass mehrere Gerstenkörner gleichzeitig und an verschiedenen Augenabschnitten sowie in beiden Augen vorkommt (Hordeolosis). Spätestens dann ist es freilich angebracht, die Heilung nach besten Möglichkeiten zu unterstützen und den Bakterienherd zu bekämpfen.

Eine Möglichkeit dafür ist trockene Wärme. Wer eine Rotlichtlampe besitzt, hat damit das ideale Hausmittel und kann diese täglich zwei mal für fünf bis zehn Minuten und in einem Abstand von 50 cm nutzen. Alternativ tun es auch Heizkissen oder eine Wärmebrille. All dies führt gegebenenfalls zu einer Verflüssigung des Sekrets innerhalb des Knotens, welches dann mit leichter Lidmassage ausgestrichen werden kann.

Außerdem werden oft feuchtwarme Kompressen, vor allem mit Kamillentee, als Behandlung empfohlen. Jedoch ist von solchen Hausmitteln eher abzuraten. Zwar ist die Wärme der richtige Ansatz jedoch bewirkt die Feuchtigkeit unter Umständen ein Aufweichen der Haut und so die weitere Verteilung der Keime in weitere Bereiche (etwa auch zum gesunden Auge). Außerdem ist Kamillentee potentiell allergisierend. Zumal bei solchen Hausmitteln selten Sterilität gewährleistet ist.

Als letztes gibt es wiederum ein in jedem Fall hilfreiches und einfach zu realisierendes Hausmittel: die Stärkung des Immunsystems. Da ein Gerstenkorn für gewöhnlich vom Körper selbst bekämpft und beseitigt wird, liegt es auf der Hand, dass ein gestärktes Immunsystem dafür umso förderlicher ist. Am besten gelingt das durch eine bewusste, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung an jedem Tag.

Gerstenkorn Salbe – welche verspricht Besserung?

Neben den haushaltsüblichen Mittel gibt es allerdings auch diverse Medikamente, die eine Besserung und schnellere Abheilung versprechen. Insbesondere sind dabei Salben beliebt. Hierfür sollten es antiseptische, desinfizierende sowie antibiotische Salben sein. Diese sind auch geeignet dafür, sie vor dem Schlafen aufzutragen, sodass die Wirkung über nacht besteht.

Tagsüber wiederum kommen Augentropfen in Frage, die eine Linderung der Symptome versprechen. Hilfreich sind etwa spezielle Gyrasehemmer, die im Prinzip wie Antibiotika wirken, oder aber der Arzneistoff Bibrocathol, welcher einen antiseptischen Effekt verspricht. Im Allgemeinen sollte bei der Verwendung von Medikamenten genau darauf geachtet werden, dass es sich um Ophthalmika handelt – also solche Mittel, die für den Einsatz am beziehungsweise im Auge explizit geeignet sind.

Gerstenkorn am Auge behandeln – welche Möglichkeiten gibt es noch?

Bei der Behandlung des Gerstenkorns ist außerdem wichtig, dass keine Verbände oder ähnliches angewandt werden. Diese bewirken in den meisten Fällen eher nur eine Stauung des Sekrets und verlängern damit die Dauer der Entzündung. Da das Auge gegebenenfalls auch sehr lichtempfindlich sein kann, empfiehlt es sich am Tage unterwegs eine Sonnenbrille zu tragen. Ansonsten ist viel Ruhe angeraten und am besten auf lange Sitzungen vor Bildschirmen zu verzichten.

In äußersten Fällen kann es, wie schon erwähnt, jedoch zu Komplikationen kommen. Der Heilungsprozess kann dann stark verzögert sein und die Symptome ausgeprägter. Wenn etwa nach über einer Woche noch kein selbstständiger Aufbruch und Rückgang der Schwellung bemerkbar ist oder aber die Schmerzen schon zuvor merklich zunahmen, ist der Gang zum Augenarzt angeraten.

Ein Augenarzt kann den Entzündungsherd notfalls selbst aktiv durch eine Inzision öffnen und damit den Ausfluss des angestauten Sekrets herbeiführen. Ein solcher Einstich sollte im Übrigen nie eigenhändig und zu früh geschehen, da insbesondere die Sterilität der Umgebung und genutzten Instrumente bedeutsam ist. Außerdem kann eine Wundversorgung nötig sein, die sodann der Augenarzt vornimmt.

Weitere allgemeine Informationen zum Gerstenkorn

Das wichtigste, das jeder betroffene selbst sicherstellen kann, ist die Hygiene im Bereich der Augen. Besonders während der Infektionszeit kommt es darauf an, nicht noch mehr Bakterien und Keim hinzukommen zu lassen. Entsprechend sollten beispielsweise in einem Mehrpersonen-Haushalt keine Handtücher gemeinsam genutzt werden.

Demzufolge ist es gewiss auch erstrebenswert, für diese Zeit auf Dinge wie Zigarettenkonsum, Make-Up sowie auch Kontaktlinsen gänzlich zu verzichten. Ebenfalls eine sinnvolle Maßnahme ist der Wechsel der Bettdecken- und Kopfkissenbezüge. Gewissenhaftes Händewaschen, wenn es angebracht ist, beugt außerdem dem negativen Einfluss von unbewussten Griffen ans Auge vor.

Wie lange bleibt es bestehen?

Wie bereits beschrieben, ist ein Gerstenkorn zwar eine sehr unangenehme aber meist nur kurzzeitige Sache. Wer auf die nötige Hygiene achtet, dem Auge Ruhe gönnt und vielleicht sogar den ein oder andere Haushaltstipp zur Behandlung umsetzt, ist die Symptome nach spätestens einer Woche los. Natürlicherweise bricht die Schwellung schon nach etwa fünf Tagen auf, wonach sich diese auch schnell zurückbildet.

Was kann ein Gerstenkorn verschlimmern?

Vor allem die Schmerzen und der erhöhte Tränenfluss verleiten dazu, mit der Hand im Auge herumzuwischen oder an der Schwellung zu drücken. Solche Manipulationen heizen die Entzündung nicht nur an, sondern befördern möglicherweise auch weitere Keime und schädliche Partikel ins Auge.

Zigarettenrauch, Zugluft und Fahrtwind sowie grelles Licht reizen das Auge außerdem und erschweren eine Selbstheilung. Nicht zuletzt kann eine allgemeine weitere Schwächung (etwa durch eine zusätzliche Erkrankung) des Immunsystems dazu führen, dass die Infektion sich eher ausbreitet als abheilt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Grundsätzlich kann es freilich nie schaden, den Arzt aufzusuchen. Insbesondere gilt das, wenn vielleicht zum ersten mal ein Gerstenkorn auftritt und man sich über den Umgang damit nicht sicher ist. Davon abgesehen sind über Tage hinweg zunehmende Schmerzen ein Anlass.

In jedem Fall ratsam ist der Arztbesuch dann, wenn die Entzündung nach einer Woche noch immer stark ausgeprägt ist oder sich bereits weitere Schwellungen ergeben haben. Gleiches gilt, wenn die Infektion sogar auf das andere Auge übergegangen ist.

Sollte man das Gerstenkorn am Auge ausdrücken?

Das manuelle Öffnen der Schwellung durch eine Inzision ist in der Regel die letzte Maßnahme, falls das Gerstenkorn nicht allein ausheilt. Das natürliche Aufbrechen und Ausfließen des Sekrets ist hingegen die wünschenswerte Prozedur und zeigt, die Wirksamkeit des körpereigenen Immunsystems.

Wer hingegen versucht, die Schwellung auf- beziehungsweise auszudrücken, riskiert einerseits, dass neue Bakterien in die dann offene Wunde gelangen und andererseits, dass die noch nicht besiegte Infektion sich ausbreitet.

Wie schlimm ist ein Gerstenkorn bei Kindern und Babys?

Bei Kindern und vor allem Babys spielt freilich vor allem der auftretende Schmerz eine Rolle. Für sie kann ein Gerstenkorn damit subjektiv schlimmer sein. Im Grunde jedoch bleibt die Symptomatik gleich wie auch bei Erwachsenen.

Erwähnenswert ist allerdings, dass Kinder zumeist weniger Disziplin im Hinblick auf die Augenhygiene und Manipulation des Entzündungsbereichs besitzen. Sie neigen eher mal dazu, Hand anzulegen, während sie vielleicht gerade draußen am Spielen sind. Schmutzige Hände tun da ihr übriges. Insofern ist es nicht unüblich wenn ein Gerstenkorn bei Kindern tendenziell länger zum Ausheilen bleibt.

Ist ein Gerstenkorn ansteckend?

Da es sich um eine bakterielle Infektion durch äußere Einflüsse handelt, ist diese in der Tat auch ansteckend. Allerdings bedarf es dafür einen Transport der Bakterien vom Entzündungsherd aus. Bei einer Person kann dies beispielsweise passieren, indem zuerst in das entzündete Auge und später in das gesunde Auge gefasst wird. Auch die Nutzung von Handtüchern oder ähnlichem im Gesicht kann ein Faktor sein.

All dies kommt jedoch eher selten vor. Noch seltener ist eine Ansteckung von Mensch zu Mensch. Eine Übertragung ist allenfalls durch eine Verkettung wie „A mit Infektion fasst sich ins Auge – A und B schütteln sich die Hände – B fast sich ins Auge“ denkbar. Insgesamt steht und fällt die Ansteckungswahrscheinlichkeit mit dem gegenwärtigen Ausmaß der Entzündung. Das größte Risiko besteht also in den ersten Tagen.