▷ Kurzsichtigkeit bei Kindern: So erkennen & behandeln Sie die Sehschwäche [2024]

Kurzsichtigkeit bei Kindern hat in den letzten Jahren zugenommen. Wie Sie sie erkennen können und was Sie wissen müssen, lesen Sie hier.

Kinder spielen und lassen ihrer Kreativität gerne freien Lauf. Ob beim Malen, beim Spielen mit Klemmbausteinen oder beim Stylen von Spielpuppen. Ob beim Spielen an Smartphone oder PC. Viele Dinge, mit denen sich Kinder beschäftigen, finden im nahen Sehbereich statt.

Der Blick in die Ferne ist in der Freizeit eher Nebensache. Und wenn in der Schule das Geschriebene an der Tafel von der letzten Reihe nicht mehr zu erkennen ist, setzt man sich eben um. Grundsätzlich machen sich Kinder zudem weniger Gedanken um Dinge wie Augengesundheit, weil ihnen das Bewusstsein dafür fehlt. So bemerken oder beachten sie eine beginnende Kurzsichtigkeit oft kaum.

In diesem Artikel erfahren Sie, …

  • wie diese bei Kindern verschiedenen Alters erkannt wird,
  • welche Ursachen dahinterstecken können,
  • wie sie behandelt werden kann und
  • wie wichtig eine frühzeitige Behandlung mit Sehhilfe ist.

Was ist Kurzsichtigkeit?

Eine Kurzsichtigkeit liegt per Definition dann vor, wenn wir in der Ferne schlecht, aber dafür in der Nähe gut sehen. Eine Weitsichtigkeit liegt dann vor, wenn wir in der Nähe schlecht, dafür aber in der Ferne gut sehen.

Wie erkennt man Kurzsichtigkeit bei Kindern?

Die Frage des Erkennens hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einer davon ist das Alter bzw. der Entwicklungsstand des Kindes, was wiederum Faktoren mitbringt, die das Ganze beeinflussen. Es stellen sich Fragen wie:

  • Wie klar kann sich das Kind mitteilen?
  • Wie gut kann das Kind den Sachverstand beurteilen?
  • Wie sehr liegt die alterstypische Priorität auf der eigenen Sehqualität?
  • Bei welchen alterstypischen Tätigkeitkeiten macht die Kurzsichtigkeit Probleme?

Ein Kleinkind wird natürlich weder deutlich aussprechen, noch beurteilen, können, ob es gut oder schlecht sieht. Und weil es in der Regel nicht viel anderes tut, als zu spielen und zu schlafen, kommt es auch selten in Situationen, in denen es Dinge in der Ferne erkennen muss.

Bei einem Schulkind sieht das Ganze schon anders aus. Vor allem beim Fernsehen und in der Schule macht sich die Kurzsichtigkeit durchaus bemerkbar. Hier ist aber die Frage, wie sehr sich das betroffene Kind daran stört und ob es die Notwendigkeit sieht, dieses Problem zu kommunizieren. Immerhin haben Kinder andere Prioritäten, als eine optimale Sehqualität.

Die Wichtigkeit der regelmäßigen Vorsorge

Aus den genannten Gründen ist es bei Kindern besonders wichtig, dass sie schon ab dem zweiten Lebensjahr regelmäßig, am besten alle zwei Jahre, beim Augenarzt vorstellig werden, um eine Kurzsichtigkeit bzw. Fehlsichtigkeit möglichst frühzeitig zu erkennen.

Denn wird sie nicht früh genug erkannt, leidet die Augengesundheit und irgendwann auch die Lebensqualität darunter. Des weiteren schreitet die Fehlsichtigkeit zu lange fort, sodass es immer schwerer wird, diesen Prozess zu stoppen.

Auf welche möglichen Anzeichen Eltern achten können

Es ist zwar nicht leicht, eine mögliche Kurzsichtigkeit bei Kindern zu erkennen, jedoch gibt es gewisse Anzeichen, die bei genauerer Beobachtung durchaus auffallen können. So kneift Ihr Kind vielleicht beim Blick in die Ferne häufig die Augen zusammen. Oder es reibt sich öfter die Augen, blinzelt viel oder runzelt beim Blick in die Ferne die Stirn.

Aber auch das schlechte Einschätzen von Entfernungen gehört dazu. Vielleicht treten Probleme in der Schule auf, wie etwa der Umstand, dass Mitschriebe unvollständig sind, weil das Geschriebene auf der Tafel nicht zu erkennen war. Hier kann ein Lehrer – Eltern – Gespräch weiteren Aufschluss bringen.

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Ursachen für Kurzsichtigkeit bei Kindern

Eine Kurzsichtigkeit entsteht dann, wenn der Augapfel zu lang ist, wodurch ins Auge einfallende Lichtstrahlen ihren Brennpunkt nicht exakt auf der Netzhaut bilden, sondern bereits davor. So entsteht ein unscharfes Bild auf der Netzhaut.

Genetische Faktoren

Zum einen spielt beim Wachstum der Augapfellänge natürlich die genetische Veranlagung eine Rolle, denn wenn ein oder sogar beide Elternteile kurzsichtig sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit natürlich höher, dass deren Kind es auch sein wird .

Dabei gilt:

  • Wenn kein Elternteil kurzsichtig ist, dann beträgt die Wahrscheinlich etwa 10%
  • Wenn ein Elternteil kurzsichtig ist, dann beträgt die Wahrscheinlichkeit etwa 30%
  • Wenn beide Elternteile kurzsichtig sind, dann beträgt die Wahrscheinlichkeit etwa 60%

Die neuen Medien

In unsere neuen Welt, der heutigen Zeit, ist aber noch ein massiv einwirkender Faktor dazugekommen. Die Augengesundheit und damit auch die Sehqualität leiden unter der immer intensiveren Nutzung der sogenannten neuen Medien wie etwa Smartphone oder Tablet.

Neben dem schädlichen blauen Licht spielt vor allem der Fakt eine Rolle, dass die Geräte oft näher als dreißig Zentimeter vor den Augen gehalten werden, und diese das Sehen in der Ferne verlernen. Gleichzeitig wird das Längenwachstum des Augapfels gefördert. So warnen Augenärzte, dass die Zahl der kurzsichtigen Kinder in den letzten Jahren besonders dadurch deutlich zugenommen hat.

Zu wenig Tageslicht

Auch wenn ein Kind beispielsweise die meiste Zeit in seinem abgedunkelten Zimmer spielt, aus welchen Gründen auch immer, und zu wenig raus geht, kann das so fehlende Tageslicht die Entwicklung einer Kurzsichtigkeit begünstigen. So empfehlen Augenärzte, dass Kinder mindestens zwei Stunden am Tag draußen verbringen sollten.

Der Grund: Der Einfall von Tageslicht in das Auge sorgt für die Freisetzung von Dopamin in der Netzhaut und verhindert das weitere Wachstum des Augapfels in die Länge. Aber auch die grundsätzlich besseren Lichtverhältnisse im Freien helfen dabei, eine Kurzsichtigkeit in ihrem Fortschreiten zu behindern und einer solchen sogar vorzubeugen.

Kurzsichtigkeit bei Kindern stoppen - geht das?

Nun, da wir das Problem erörtert haben, stellt sich Ihnen wahrscheinlich die Frage, was man denn dagegen machen kann. Grundsätzlich ist es möglich, das Voranschreiten der Kurzsichtigkeit zu verhindern, mit den verschiedensten Mitteln, jedoch kann dabei leider keine Entwicklung rückgängig gemacht werden.

So hilft/helfen z.B. …

  • der Ganz zum Augenarzt oder Optiker mit bei Bedarf anschließender Anfertigung einer Sehhilfe (durch die Korrektur der Fehlsichtigkeit wird das Auge entlastet),
  • die genauere Beobachtung des Verhaltens Ihres Kindes und bei Verdacht sofortiges Handeln,
  • regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt ab dem dritten Lebensjahr,
  • die Ursachenerkennung – und Eliminierung (so z.B. durch Unterbindung von zu viel Smartphone oder die generelle Limitierung von Bildschirmzeit) und/oder
  • Atropin – Augentropfen zur Hemmung des Längenwachstums des Augapfels.

Kann Kurzsichtigkeit bei Kindern wieder verschwinden?

Leider nein. Eine Heilung ist leider nicht möglich, doch dafür Vorbeugung. Aus diesem Grunde ist eine frühzeitige Erkennung und Behandlung des Problems von enormer Bedeutung für den weiteren Verlauf.

Wie Sie Kurzsichtigkeit bei Kindern vorbeugen können

Tipp 1: Begrenzen Sie die Bildschirmzeit Ihres Kindes auf eine Stunde täglich

So verhindern Sie die Überlastung der Augen und hemmen das Längenwachstum des Augapfels.

Tipp 2: Animieren Sie Ihr Kind, viel im Freien zu spielen

So fällt genügend Tageslicht in die Augen, welches ebenfalls das Längenwachstum des Augapfels beeinflusst.

Tipp 3: Sorgen Sie für gute Sehbedingungen

Lassen Sie Ihr Kind nicht im Düsteren oder nur bei Schlummerlicht lesen. Sorgen Sie generell für ausreichende Beleuchtung Ihrer Wohnräume und achten Sie auf ausreichende Schriftgröße der Lesemedien Ihres Kindes.

Tipp 4: Achten Sie auf Auszeiten

Auch wenn Sie bereits die Bildschirmzeit auf eine Stunde am Tag limitiert haben, macht es dennoch zusätzlich Sinn, sie auch noch in drei Abschnitte zu unterteilen. So können Sie z.B. mit Ihrem Kind besprechen, dass es am Morgen zwanzig Minuten, am Mittag zwanzig Minuten und Abend zwanzig Minuten am Bildschirm sein darf. So gönnen Sie den Augen Pause zum Erholen.

Tipp 5: Lassen Sie die Augen Ihres Kindes unbedingt spätestens alle zwei Jahre beim Augenarzt inklusive Sehtest durchchecken

Diesen Punkt kann man gar nicht oft genug erwähnen. Zum einen ist er natürlich essentiell für die Überprüfung, ob Ihre Bemühungen bzw. die Bemühungen Ihres Kindes zur Vorbeugung auch wirklich Früchte tragen. Zum anderen kann eine dennoch, etwa durch genetische Einflüsse, entstandene Kurzsichtigkeit frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden (etwa durch eine Brille).

Kurzsichtigkeit bei Kinder operieren - wann macht das Sinn?

Lassen Sie sich dahingehend am besten vom Augenarzt Ihres Vertrauens beraten. Grundsätzlich ist aber eine korrigierende Operation möglich. Durch das operative Einsetzen einer sogenannten Intraokularlinse, kann eine Kurzsichtigkeit durchaus korrigiert werden. Auch bei Kindern. Allerdings muss beim Individuum natürlich der Augenarzt über die Möglich – sowie Sinnhaftigkeit entscheiden.

Generell kann man aber sagen, dass eine Operation, die doch immer mit Risiken verbunden ist, vor allem bei Kindern nicht gleich die erste Wahl sein sollte.

Kurzsichtigkeit bei Kindern - ab wann eine Brille?

Es kommt nicht allzu oft vor, aber ab und zu sieht man auch schon ganz kleine Kinder mit kleinen süßen Brillen im Gesicht. Deren Eltern haben dahingehend wahrscheinlich alles richtig gemacht, denn die Fehlsichtigkeit ihres Kinde wurde schon früh erkannt und behandelt.

Brillen sind eine Möglichkeit der Behandlung und sollten individuell angefertigt sowie dauerhaft getragen werden, ab dem Zeitpunkt der ärztlichen Feststellung. Also scheuen Sie sich nicht und gehen Sie gleich nach dem Augenarzttermin bei entsprechender Diagnose beim Optiker vorbei, um sich beraten zu lassen.

Fazit

Egal aus welchen Gründen Ihr Kind eine Kurzsichtigkeit entwickelt hat: Wichtig ist, dass Sie baldmöglichst handeln, um das Fortschreiten des Augapfelwachstums in die Länge einzudämmen oder gar zu stoppen. Gleichzeitig sollten Sie die Ursachen und begünstigenden Faktoren möglichst minimieren oder wenn möglich ganz beseitigen.

Der (regelmäßige) Gang zum Augenarzt ist dabei nie falsch und sogar essentiell wichtig. Die Untersuchungen dort geben Aufschluss über den Stand der Augengesundheit und Sehqualität Ihres Kindes und initiieren bei Bedarf den Gang zum Optiker. Und da gibt es sicher ein Brillenmodell, das Ihrem Kind ein Lächeln ins Gesicht zaubert.