Rot-Grün-Schwäche – Wer ist Betroffen?

Eigentlich sind Sie mit Ihrer Sehschärfe zufrieden, wenn Sie nur die Farben richtig unterscheiden könnten? Eine Rot-Grün-Schwäche ist eine recht häufige Augenerkrankung. Betroffene können die Farben Rot und Grün nicht voneinander trennen. Die Farbsinnstörung kann in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten und lässt sich nicht ursächlich beheben.  

Das sollten Sie unbedingt über eine Rot-Grün-Schwäche wissen

  • Bei einer Rot-Grün-Schwäche liegt eine Farbsinnstörung vor. Wer davon betroffen ist, hat Schwierigkeiten, die Farben Rot und Grün deutlich wahrzunehmen und zu unterscheiden. Farbfehlsichtigkeiten sind von der Farbenblindheit abzugrenzen. Wer farbenblind ist, erkennt keinerlei Farben.
  • Eine Rot-Grün-Sehschwäche setzt sich aus Protanopie und Deuteranopie, einer Rotschwäche und einer Grünschwäche zusammen. Beide Störungen können in unterschiedlichen Ausprägungen vorkommen.
  • Wenn Sie die Farben Rot und Grün schlecht auseinanderhalten können, sind auch andere Farben mit Rot- und Grünanteilen betroffen, beispielsweise Türkis oder Violett.
  • Bei den genetisch bedingten Formen der Farbfehlsichtigkeit ist die Funktion bestimmter Zapfentypen beeinträchtigt. Oftmals fehlen die Zapfen sogar vollständig. Bei der Rot-Grün-Schwäche betrifft dies die für langwelliges und mittelwelliges Licht verantwortlichen L- Zapfen und M-Zapfen.

Was ist eine Rot-Grün-Schwäche?

Sie stehen ratlos an der Ampel und ernten wütende Blicke und ein Hupkonzert? Vermutlich leiden Sie unter einer fortgeschrittenen Rot-Grün-Schwäche und haben die Signalfarben an der Ampel verwechselt. Dies geschieht eher selten, denn meist verläuft eine Rot-Grün-Schwäche im Alltag weniger dramatisch und wird oft über einen längeren Zeitraum nicht bemerkt.

Die Rot-Sehschwäche wird als Protanomalie bezeichnet. Der Fachbegriff für eine Grün-Sehschwäche lautet Deuteranomalie. Ist eine Protanomalie zu etwa zehn Prozent ausgeprägt, verwechseln Betroffene an der Ampel die Farben Rot und Grün, was natürlich fatale Folgen haben kann. 

Mehr als die Hälfte aller Farbfehlsichtigkeiten beruht auf einer Rot-Grün-Schwäche. Betroffen sind meist jüngere Menschen. 

Wie lässt sich eine Rot-Grün-Schwäche medizinisch erklären?

In der Netzhaut des Menschen befinden sich drei verschiedene Arten von Sinneszellen. Diese reagieren jeweils auf grünes, rotes und blaues Licht. Die Signale dieser Rezeptoren werden an den visuellen Cortex weitergeleitet und stellen die Basis für das Sehen und Unterscheiden von Farben dar. 

Das Gehirn empfängt Signale, wie hoch der Anteil jeder Farbe am Gesamtbild ist. Dabei können circa 100 verschiedene Empfindlichkeitsstufen unterschieden werden. Damit sind, ausgehend von allen Sinneszellen, eine Million Farbtöne vorhanden, die wir sehen und wahrnehmen können.

Sind Sie jedoch farbenblind, überlappen sich die entsprechenden Signale im visuellen Cortex. Im speziellen Fall handelt es sich um die roten und die grünen Kanäle. Durch die Überlappung ähneln sich die übermittelten Informationen. Tritt die Rot-Grün-Schwäche besonders extrem auf, sprechen wir von einer Dichromasie. Der rote und der grüne Farbkanal sind dabei vollkommen identisch. Sie können dadurch nur noch auf 10.000 sichtbare Farben zugreifen und nehmen lediglich einen Prozent des Normalbereichs wahr.

Kann eine Rot-Grün-Schwäche vererbt werden?

Die ursächliche fehlerhafte Proteinstruktur in den Netzhautzapfen wird rezessiv über die X-Chromosomen weitervererbt. Dies ist nicht nur bei der Rot-Grün-Blindheit, sondern bei allen Formen von Farbfehlsichtigkeiten der Fall. 

Damit ist Ihnen der Defekt bereits in die Wiege gelegt. Im Gegensatz zu verschiedenen anderen Augenkrankheiten bildet sich die Farbfehlsichtigkeit nicht zurück und wird Sie das ganze Leben begleiten. 

Besitzen beide Elternteile eine Rot-Grün-Schwäche, wird auch das Kind davon betroffen sein. Wie bereits erwähnt, sind Frauen deutlich seltener von Farbenblindheit betroffen. Daher ist meist nur ein Elternteil Träger des Gens. 

Frauen können über zwei fehlerhafte X-Chromosomen verfügen, ohne selbst von der Rot-Grün-Schwäche betroffen zu sein. Dann ist die Farbschwäche auf das Kind übertragbar. Wer nur ein fehlerhaftes Chromosom besitzt, kann die Rot-Grün-Schwäche nicht weitergeben.      

Fakten zu der Rot-Grün-Schwäche

  • Eine Rot-Grün-Schwäche ist genetisch bedingt und keine Folge nachlassender Sehleistung im Alter. Patienten müssen mit der Erkrankung leben, denn sie lässt sich nicht rückgängig machen.
  • Statistisch gesehen sind Männer mit neun Prozent weit häufiger von der Sehschwäche betroffen als Frauen, wo der Anteil bei 0,8 Prozent liegt.
  • Eine Rot-Grün-Schwäche kann unterschiedlich verlaufen. Oftmals ist nur ein Auge betroffen. Die Betroffenen nehmen anstatt Rot und Grün braune, graue oder gelbe und blaue Nuancen wahr.

Kann eine Rot-Grün-Farbschwäche noch andere Ursachen haben? 

Während die genetische Veranlagung überwiegt, können auch noch weitere Ursachen vorliegen:

Ursache 

Erläuterung 

Morbus Parkinson

Parkinson greift die Nervenzellen an. Damit können auch die lichtempfindlichen Sinneszellen im Auge betroffen sein. Bei einer Schädigung der Zellen kann es zu Sehschwächen unterschiedlicher Art kommen.

Grauer Star

Beim Grauen Star trübt sich die Linse ein. Es gelangt weniger Licht auf die Netzhaut. Betroffene sehen Farben nur noch undeutlich und verwaschen. Hier kann eine Operation helfen. 

Lebersche Optikusatrophie (LHON) 

Diese Erbkrankheit kann in ausgeprägter Form eine Zerstörung des Sehnervs bewirken. Leichtere Verlaufsformen gehen häufig mit Farbfehlsichtigkeiten einher. 

Kallmann-Syndrom (KS)

Diese erbliche Erkrankung ist durch einen Defekt der Hirnhangdrüse gekennzeichnet. Als Symptom der Krankheit kann eine Fehlsichtigkeit der Farben auftreten. 

Das Auftreten von Rot-Grün-Schwächen ist darüber hinaus auch aufgrund von Alterungsprozessen der Retina möglich oder kann als Folge von schweren Kopfverletzungen vorkommen. 

Wie viele Menschen in Deutschland besitzen eine Rot-Grün-Schwäche?

Wie bereits besprochen, leiden neun Prozent der Männer und nur 0,8 Prozent der Frauen an einer Rot-Grün-Farbschwäche. Im Vergleich dazu, kommen Gelb-Blau-Schwächen mit einem Verhältnis von 1:100.000 deutlich seltener vor. 

Statistiken zufolge liegt der Anteil von Rot-Grün-Schwächen bei 99 Prozent aller Farbsinnstörungen.

Wie funktioniert ein Rot-Grün-Schwäche-Test?

Eine Rot-Grün-Schwäche fällt nicht sofort auf. Im Kindesalter kann die Farbsehstörung daran ausgemacht werden, dass die Kinder zum Beispiel einen grünen Himmel oder blaue Bäume zeichnen und auch bei der Ausgestaltung von Malbüchern zu den falschen Farben greifen.

Vermuten Sie eine Rot-Grün-Schwäche, führt der Weg zum Augenarzt. Dieser wird die Sehschwäche mittels verschiedener Tests feststellen können. 

Bewährt haben sich folgende Methoden:

  • Ishihara-Testtafeln
  • Farnsworth-Test 
  • verschiedene Farbsortier-Übungen

Meist greifen Mediziner zu sogenannten Ishihara-Testtafeln. Diese bilden Zahlen ab. Die Ziffern sind aus verschiedenfarbigen Punkten zusammengesetzt. Rote Zahlen werden vor einem grünen Hintergrund dargestellt. Bei grünen Ziffern ist der Hintergrund mit roten Punkten versehen. 

Der Farnsworth-Test besitzt eine hohe Genauigkeit. Der Betroffene bekommt die Aufgabe, Farbplättchen nach den einzelnen Farbtönen zu ordnen. Ausgehend von der Sortierung kann der Arzt erkennen, welche Farbfehlsichtigkeit vorliegt.

Weiterhin können ähnliche Tests auch mit Knöpfen, Holzstäbchen oder anderen farblich markierten Gegenständen durchgeführt werden. Ergeben sich Abweichungen in der Farbreihe, kann eine Farbsehschwäche nachgewiesen werden. 

Mehrere unterschiedliche Tests liefern optimale Ergebnisse.

Wie sieht ein Mensch mit Rot-Grün-Schwäche?

Normalsichtige Personen können die punktierte Zahl ohne Probleme erkennen und benennen. Ebenso werden die Farbreihen korrekt aufgelegt. Von einer Rot-Grün-Farbschwäche betroffenen Personen erscheinen die Testkärtchen grau koloriert. 

Wer unter einer Rot-Grün-Blindheit leidet, wird eine beinahe einheitlich graue Farbkarte vor sich sehen. Liegt eine Rot-Grün-Schwäche vor, werden Sie Schwierigkeiten haben, die Zahl zu erkennen. Damit hat sich das Vorliegen der Farbsehstörung bestätigt.  

Rot-Grün-Schwäche – Welche Berufe kann man damit nicht ausüben?

Bei bestimmten Berufen müssen sich Betroffene ihre Tauglichkeit von einem Gutachter bestätigen lassen. Dieser wird überprüfen, wie weit die Sehstörung fortgeschritten ist und damit die berufliche Tätigkeit beeinflusst oder beeinträchtigt. 

Nach einer Tauglichkeitsprüfung verlangen folgende Berufe:

  • Busfahrer
  • Taxifahrer
  • Kurierfahrer
  • Lokführer
  • Polizist 
  • Pilot

Bei einer fortgeschrittenen Rot-Grün-Farbschwäche dürfen diese Berufe nicht ausgeübt werden. Abhilfe schaffen kann eine spezielle Rot-Grün-Brille, welche nachfolgend noch genauer vorgestellt wird. Mit dieser spezifischen Sehhilfe sind bei der Ausübung des Berufs keine Einschränkungen zu befürchten.

Kann man eine Rot-Grün-Schwäche operieren?

Bislang ist es nicht möglich, eine Rot-Grün-Schwäche ursächlich zu behandeln. Damit kann auch ein operativer Eingriff am Auge die Farbschwäche nicht beheben. Eine Behandlung kann durch ein gewisses Training erfolgen. Betroffene lernen dabei, Symbole oder akustische Reize zu gebrauchen, um Farben in relevanten Situationen nicht zu verwechseln. Wir erinnern uns an das anfänglich genannte Beispiel an der Ampel.

Die einzige Alternative besteht derzeit in Spezialbrillen, die das Unterscheiden von Farben einfacher machen, die Sehschwäche aber nicht korrigieren können.

Welche anderen Farbenblindheiten gibt es noch?

Es werden mehrere verschiedene Farbenblindheiten unterschieden. Eine Gelb-Blau-Schwäche ähnelt der hier beschriebenen Rot-Grün-Schwäche. Es können die Farben Gelb und Blau nicht auseinandergehalten werden. Die Kolorationen wirken ebenfalls grau und verwaschen. 

Folgende Farbenblindheiten können unterschieden werden:

Art der Farbenblindheit 

Erläuterung 

Rot-Grün-Blindheit

Wie beschrieben, lassen sich Rot- und Grüntöne nicht mehr hinreichend voneinander unterscheiden. Auch hier ist die Unterteilung in Rot- und Grünblindheit geläufig. 

Blau-Blindheit

Blaustörungen kommen äußerst selten vor. Dabei wird die Farbe Blau nur sehr schwach oder überhaupt nicht wahrgenommen. Es können Verwechslungen zwischen Blau und Grün, Rot und Orange oder Violett mit Weiß auftreten. 

vollständige Farbenblindheit

In seltenen Fällen liegt eine vollständige Farbenblindheit vor. Die Umwelt wird in Schwarz und Weiß wahrgenommen. Es werden keine weiteren Farbtöne unterschieden. Weiterhin ist die Sehschärfe deutlich herabgesetzt und liegt bei etwa zehn Prozent des Normalwertes. 

Alle Farbschwächen werden durch die genannten Methoden diagnostiziert. Eine Behandlung ist nicht möglich. Farbenblinden Menschen fehlt die Kenntnis bestimmter Nuancen. Daher empfinden die meisten Betroffenen diese Sehschwächen nicht als Einschränkung oder Belastung.

Rot-Grün-Brille – sinnvoll?

Da die Rot-Grün-Schwäche weder behandelt noch operiert werden kann, sind Sie vermutlich auf der Suche nach Alternativen. Seit einigen Jahren sind Spezialbrillen bei Farbsehschwäche im Gespräch. 

Die Wirkungsweise der Sehhilfen kann nicht pauschalisiert werden. Jeder Mensch nimmt die Rot-Grün-Brille anders wahr. Allgemein kann gesagt werden, dass mit diesen Brillen eine Verbesserung der Sehleistung erzielt werden kann und sich damit die Lebensqualität Betroffener anheben lässt.

Am besten kommt die Wirkung der Spezialbrille in der Natur zur Geltung. Dort werden Sie den Unterschied am deutlichsten wahrnehmen und ein vermehrtes Farbensehen wird möglich. Setzen Sie die Rot-Grün-Brille dagegen in abgedunkelten Innenräumen auf, werden die weniger optimalen Lichtverhältnisse Ihnen suggerieren, dass die Sehhilfe keine zufriedenstellende Wirkung hat. Tests haben jedoch gezeigt, dass auch in geschlossenen Räumen mit weniger optimalen Lichtverhältnissen Farben besser wahrgenommen werden können.

Wie empfinden Betroffene eine Rot-Grün-Brille?

Wird eine farbenblinde Person erstmals mit einer Rot-Grün-Brille konfrontiert, verändert sich deren Wahrnehmung meist entscheidend.

Folgende Eigenschaften können genannt werden:

  • Farben werden besser unterschieden.
  • Farben werden deutlicher erkannt.
  • Farben erscheinen kräftiger und leuchtender. 
  • Neue Farben werden erkannt. 
  • Die Tiefenwahrnehmung verbessert sich. 

Die EnChroma Farbbrillen erinnern auf den ersten Blick an herkömmliche Sonnenbrillen. Die Firma Colordrop ist der bislang einzige Hersteller von Rot-Grün-Brillen in Deutschland. Es ist auch möglich, diese Spezialbrillen mit Sehstärke zu erhalten. Auch Kontaktlinsenträger können von der Rot-Grün-Brille profitieren und diese einfach über der bereits ins Auge eingesetzten Sehhilfe tragen. 

Für eine Rot-Grün-Brille werden Kosten zwischen 70 und 180 Euro fällig.

Wie funktioniert eine Brille für Farbenblinde?

Dass Sie als Träger eine Rot-Grün-Brille plötzlich Farben klar und deutlich erkennen können, beruht auf der spezifischen Herstellung der Brillengläser und deren Beschichtungen. Die Technologie der Linsen hat sich der Hersteller patentieren lassen.

Der Effekt ist im Prinzip eine Täuschung des Gehirns. Wenn Sie die Brille tragen, werden die Farben, welche auf das Gehirn störend wirken, herausgefiltert. Es werden keine neuen Farbinformationen hinzugeführt, sondern es erfolgt lediglich das Trennen und Sortieren bereits vorhandener Informationen. 

Was Sie auf den ersten Blick nicht erkennen können: Der Aufbau dieser Brillen ist äußerst speziell. Jedes Brillenglas besteht aus etwa 100 hauchdünnen Schichten. Jede einzelne Schicht reflektiert dabei nur eine bestimmte Wellenlänge.

Die Augen können durch das Tragen der Spezialbrillen nicht geheilt werden. Farben werden aber in der Regel deutlicher und intensiver wahrgenommen. Probieren Sie diesen Effekt in der Natur bei optimalen Lichtverhältnissen aus. Testen Sie eine Rot-Grün-Brille und erkundigen sich vorab, ob eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse möglich ist.

Fazit: Rot-Grün-Schwäche Brille

Eine Rot-Grün-Schwäche ist in den meisten Fällen genetisch bedingt und folglich angeboren. Betroffene nehmen beide Farben weniger intensiv wahr. Bei fortgeschrittener Sehschwäche können Rot und Grün nicht mehr auseinandergehalten werden und es besteht eine akute Gefährdung im Straßenverkehr. 

Der Augenarzt kann die Sehschwäche mittels verschiedener Tests erkennen. Am bekanntesten sind dabei sogenannte Ishihara Testtafeln, welche die Zahlen als Punkte vor einem ebenfalls punktierten Hintergrund abbilden. Eine Rot-Grün-Schwäche kann nicht geheilt werden. Seit einigen Jahren sind Spezialbrillen im Handel. Diese können durch eine spezielle Beschichtung das Farbensehen möglich machen.