ᐅ Brechungsindex Brille: Was bedeutet der Wert genau? [2024]

Bei der Auswahl einer neuen Sehhilfe stehen Brillenträger vor der Auswahl aus unzähligen Modellen und Kombinationsmöglichkeiten. Das gilt nicht etwa nur für den Rahmen und optische Details. Selbst für Brillengläser gibt es inzwischen hunderte Variationen. Dabei besteht in erster Linie schon eine Unterscheidung zwischen Mineralglas und Glas aus Kunststoff.

Ein Faktor der mit in die Wahl der Verglasung hineinspielen sollte, ist der sogenannte Brechungsindex. Diese optische Materialeigenschaft beeinflusst einige der Aspekte der letztlich getragenen Brille. Dabei geht es sowohl um Ästhetik als auch um Funktionalität. Was also steckt hinter diesem Begriff und welche Bedeutung hat er für Brillennutzer?

Was ist ein Brechungsindex?

Ganz allgemein ist der Brechungsindex eine Angabe zur Stärke der Lichtbrechung. Dahinter steckt das Verhältnis der Lichtbrechung im Vakuum oder in der Luft zur Lichtbrechung im jeweiligen Material. Angegeben wird der Index stets in einer Zahl „n“ ohne weiteren Wert. Andere synonym gebräuchliche Begriffe sind Brechzahl oder Brechungszahl, refraktiver Index sowie optische Dichte.

  • Mit dem Brechungsindex wird der Grad der Lichtbrechung angegeben.
  • Je höher der Brechungsindex einer Brille, desto dünner können die Gläser ausfallen.
  • Je nach Dioptrien-Wert eignen sich unterschiedliche Brechindizes für das Glas.
  • Der zu korrigierende Dioptrien-Wert steht nicht direkt im Verhältnis zum Brechungsindex der Brille

Grundsätzlich kann mineralisches (also natürliches) Glas eine höhere Brechzahl erzielen. Das liegt an der möglichen Zusammensetzung des Materials, was wiederum die optische Dichte beeinflusst. Dank moderner Technologien kann allerdings auch die Brechzahl von Kunststoffgläsern inzwischen für die meisten Korrekturbrillen hoch genug ausfallen. Nicht umsonst setzen heute 90% der Verbraucher auf organische Gläser.

Welche Brechungsindizes für Brillen gibt es?

Zum Vergleich: bei Mineralglas beträgt der maximale Wert 1.9, während Kunststoffglas eine Brechzahl von 1.74 erreichen kann. Ein Standardglas (ohne erhöhten Index) hat einen Wert von 1.5. Für Verbraucher ist bei alledem beachtenswert, dass natürliches Glas eine höhere Dichte als Kunststoff aufweist und deshalb immer ein wenig dünner aber auch sehr viel schwerer ausfällt. Die Auswahl der Glasart ist somit

Das bedeutet also, dass Personen mit starker Sehschwäche entweder ein umso dickeres Glas (Kunststoff) oder ein umso schwereres Glas (Mineral) in Kauf nehmen müssten – sofern es sich um Standardgläser handelt. Das hat freilich Einfluss auf die Vielfalt an möglichen Fassungen sowie den ästhetischen Aspekt der Brille. Höhere Brechungszahlen schaffen hierbei Abhilfe und neue Variantenvielfalt.

Brechungsindex 1.5

Dieser Index steht also für Standardvarianten an Gläsern. Bei Dioptrien-Werten von +/- 2 kommen diese nach wie vor zum Einsatz und sind daher für Menschen mit einer geringeren Sehschwäche weiterhin eine sinnvolle Wahl. Insbesondere gilt das für herkömmliche Vollrand- und auch Halbrandbrillen. Vom Gewicht her fällt eine Standard-Kunststoffverglasung fast doppelt so leicht aus wie Standard-Mineralglas.

Brechungsindex 1.6

Mit einer Brechzahl von 1.6 fallen Gläser um ca. 20% leichter und auch dünner aus als Standardgläser. Dies kommt vor allem bei Dioptrien-Werten von +/- 2 bis +/- 4 zum Einsatz. Geeignet sind solche Gläser natürlich für Vollrandbrillen sowie Halbrandbrillen aber auch Bohrbrillen, also Modelle ohne Rand. Aufgrund der komplexeren Fertigung sind die Gläser entsprechend etwas teurer als Standardgläser.

Brechungsindex 1.67

Mit einem Index von 1.67 werden extra dünne und extra leichte Gläser gefertigt – etwa 30% beträgt hier der Unterschied zum Standardglas. Von einer solchen Verglasung profitieren Brillenträger mit Dioptrien-Werten bis zu +/- 5, ohne dass die starke Korrektur der Brille allzu offensichtlich wird. Hier bieten sich Vollrand- und auch noch Halbrandbrillen an, wo bei Standardbrillen schon ein dickerer Rahmen nötig wäre.

Brechungsindex 1.74

Für Kunststoffgläser ist dies der momentan maximal mögliche Brechwert. Damit fällt die Verglasung um bis zu 40% leichter und dünner aus als in der Standardausführung, was besonders bei starker Fehlsichtigkeit eine enorme Verbesserung ist. Daher dieser Brechungsindex bei Brillen ab +/- 6 Dioptrien Anwendung. Allerdings sind jene Korrekturgläser dann im Sinne der Bruchfestigkeit eher selten für randlose oder Halbrandbrillen geeignet. Auch fällt der Preis hier natürlich umso höher aus.

Wie wählt man den richtigen Brechungsindex der Brille?

Betrachtet man die bisherigen Informationen, könnte man meinen, dass ein höherer Brechungsindex der Brille nur Vorteile bringt. Die Verglasung fällt schlanker und leichter aus, sodass das Modell insgesamt dezenter wirkt und davon selbst leicht fehlsichtige Menschen profitieren. Warum also nicht generell auf eine höhere Brechzahl setzen – mal ganz vom etwas höheren Preis abgesehen?

Ein wichtiger Aspekt ist, dass höhere Brechindizien auch die Dispersionseigenschaften des jeweiligen Materials verstärken. Dispersion bedeutet, dass Licht in seine einzelnen Spektralfarben zerlegt wird und Farben entsprechend gestreut werden. Für Brillenträger bedeutet das, dass sie mitunter Farbsäume vor allem am Rand der Brille wahrnehmen. Daher ist es wichtig, nicht ohne weiteres eine höhere Brechzahl zu wählen, sondern abzuwägen:

  • Welche Dioptrien-Werte liegen jeweils vor?
  • Was für ein Rahmen ist gewünscht?
  • Wie wichtig ist der ästhetische Aspekt für die Sehhilfe?
  • Welches Glasmaterial ist gewünscht?

Abhängig von diesen Fragen kann es also sinnvoll sein, auf einen niedrigen Brechungsindex und etwas dickere Gläser zu setzen, da es ansonsten eher zu den erwähnten Farbsäumen kommt. Wer hingegen an starker Fehlsichtigkeit leidet, kommt vielleicht um hochbrechendes Glas nicht umhin, es sei denn die modische Wirkung der Brille spielt eher keine Rolle.

Es gibt somit keine klare Richtlinie, welcher Index für wen am besten geeignet ist und je nach individuellen Präferenzen und Notwendigkeiten sollte entschieden werden, worauf es am meisten ankommt – Ästhetik oder Funktionalität.

Glasmaterial nicht vernachlässigen

Letztlich spielt bei der Auswahl des jeweiligen Index auch das gewählte Glasmaterial stets eine Rolle. Zwar setzen Verbraucher, wie erwähnt, inzwischen in 9 von 10 Fällen auf Kunststoffverglasung. Natürliches Brillenglas kann allerdings noch immer eine sinnvolle Wahl sein. Nicht zuletzt da es eben von vornherein zwar schwerer aber auch dünner ausfällt und auf letzteres kommt es vielfach schließlich an.

Überdies sei noch angemerkt, dass mineralisches Glas von Natur aus robuster und kratzfester ist als künstliches. Allerdings gleichen moderne Technologien zur Beschichtung diesen Aspekt in vielen Fällen bereits aus. Demgegenüber birgt Mineralglas dann aber sogar den Nachteil, dass es bei Bruch und Splitterung eine nicht zu vernachlässigende Gefahr für die Augen darstellt. Für Sportbrillen oder ähnliches ist das dann offenkundig nicht geeignet.

Brille, Brechungsindex und Verzerrung

Neben den oben erwähnten Farbsäumen gibt es noch weitere Abbildungsfehler, welche für Brillenträger ganz allgemein eine Rolle spielen. Insbesondere sind das auch Verzerrungen. Sie alle ergeben sich aus den normalen Eigenschaften von sphärischen Linsen, wie sie bei Brillen üblich sind und werden entsprechend durch höhere Brechungszahlen auch verstärkt. Gänzlich vermeiden lassen sich solche Abbildungsfehler bei sphärischen Linsenarten nie.

Solche Fehler, auch Abberationen genannt, werden allerdings mit asphärischen Gläsern auf ein Minimum reduziert. Solche Gläser bewirken, auch mit höheren Brechungsindizes eine möglichst optimale Abbildungsqualität und natürliche Sicht. Verzerrungen und ähnliches werden dann selbst am Rand nur wenig wahrgenommen.

Ein weiterer Vorteil von asphärischen Linsen ist, dass sie bei Plusgläsern die Augen nicht so stark vergrößern beziehungsweise bei Minusgläsern diese verkleinern. Diesen Effekt zu vermindern, ist vor allem aus ästhetischer Sicht und ganz speziell für Brillenträger mit starker Sehkorrektur wünschenswert. Für letztere beispielsweise sind also asphärische Brillengläser mit einem Index von 1.67 bis 1.74 eine möglicherweise ideale Kombination.

Allerdings: diese besonderen Linsen ergeben wiederum höhere Anschaffungskosten und haben Einfluss auf die möglichen Fassungen. Auch empfinden manche Menschen die Seherfahrung damit als unangenehmer und gewöhnen sich nur schwer daran. Hier gilt es also, sich beim Optiker beraten zu lassen und gegebenenfalls die verschiedenen Gläser auszuprobieren – am besten mit verschiedenen Brechungsindizes.