Betrachtet man die bisherigen Informationen, könnte man meinen, dass ein höherer Brechungsindex der Brille nur Vorteile bringt. Die Verglasung fällt schlanker und leichter aus, sodass das Modell insgesamt dezenter wirkt und davon selbst leicht fehlsichtige Menschen profitieren. Warum also nicht generell auf eine höhere Brechzahl setzen – mal ganz vom etwas höheren Preis abgesehen?
Ein wichtiger Aspekt ist, dass höhere Brechindizien auch die Dispersionseigenschaften des jeweiligen Materials verstärken. Dispersion bedeutet, dass Licht in seine einzelnen Spektralfarben zerlegt wird und Farben entsprechend gestreut werden. Für Brillenträger bedeutet das, dass sie mitunter Farbsäume vor allem am Rand der Brille wahrnehmen. Daher ist es wichtig, nicht ohne weiteres eine höhere Brechzahl zu wählen, sondern abzuwägen:
- Welche Dioptrien-Werte liegen jeweils vor?
- Was für ein Rahmen ist gewünscht?
- Wie wichtig ist der ästhetische Aspekt für die Sehhilfe?
- Welches Glasmaterial ist gewünscht?
Abhängig von diesen Fragen kann es also sinnvoll sein, auf einen niedrigen Brechungsindex und etwas dickere Gläser zu setzen, da es ansonsten eher zu den erwähnten Farbsäumen kommt. Wer hingegen an starker Fehlsichtigkeit leidet, kommt vielleicht um hochbrechendes Glas nicht umhin, es sei denn die modische Wirkung der Brille spielt eher keine Rolle.
Es gibt somit keine klare Richtlinie, welcher Index für wen am besten geeignet ist und je nach individuellen Präferenzen und Notwendigkeiten sollte entschieden werden, worauf es am meisten ankommt – Ästhetik oder Funktionalität.
Glasmaterial nicht vernachlässigen
Letztlich spielt bei der Auswahl des jeweiligen Index auch das gewählte Glasmaterial stets eine Rolle. Zwar setzen Verbraucher, wie erwähnt, inzwischen in 9 von 10 Fällen auf Kunststoffverglasung. Natürliches Brillenglas kann allerdings noch immer eine sinnvolle Wahl sein. Nicht zuletzt da es eben von vornherein zwar schwerer aber auch dünner ausfällt und auf letzteres kommt es vielfach schließlich an.
Überdies sei noch angemerkt, dass mineralisches Glas von Natur aus robuster und kratzfester ist als künstliches. Allerdings gleichen moderne Technologien zur Beschichtung diesen Aspekt in vielen Fällen bereits aus. Demgegenüber birgt Mineralglas dann aber sogar den Nachteil, dass es bei Bruch und Splitterung eine nicht zu vernachlässigende Gefahr für die Augen darstellt. Für Sportbrillen oder ähnliches ist das dann offenkundig nicht geeignet.