ᐅ Neue Brille Eingewöhnungszeit: Gründe, Dauer & Komplikationen [2024]

Kleider machen bekanntlich Leute. Das gilt allerdings auch für Brillen. Wer zum ersten Mal eine Brille trägt, wird in der folgenden Zeit gewiss mehrfach von seinen Mitmenschen darauf angesprochen. Das ist normal, denn die Sehhilfe fällt auf. Das tut sie aber auch stets für den Träger. Dass eine neue Brille Eingewöhnungszeit braucht, ist erfahrenen Brillenträgern bekannt.

Doch sowohl für Neulinge als eben auch langjährige Nutzer kann eine neue Sehhilfe für gewisse Zeit eine enorme Umstellung sein. Diese Phase dauert individuell ganz unterschiedlich lange. Zudem kann es dabei zu einer Reihe von Symptomen kommen, die mitunter zum Absetzen der Brille motivieren. Letztlich ist die Sehkorrektur aber doch nötig. Was also gibt es für die Eingewöhnungszeit im allgemeinen zu wissen?

Warum benötigt eine neue Brille Eingewöhnungszeit?

Gewiss erscheint es eigentlich unlogisch. Eine neue Brille soll in aller Regel die geschwächte Sehkraft verstärken, die Augen entlasten und wieder zur besseren Wahrnehmung der Umwelt verhelfen. Dennoch fühlt sich das nicht auf Anhieb immer richtig an. Dieses Phänomen ist ganz normal, denn die Augen und auch das Gehirn kamen lange Zeit ohne Fremdkorrektur aus und haben den jeweiligen Sehfehler bis zu einem gewissen Grad selbst ausgeglichen.

Sitzt nun die neue Brille auf der Nase brauchen Augen und Gehirn eine gewisse Zeit, um die alte Gewohnheit abzulegen. Außerdem spielt nicht nur die Korrektur der Sehkraft eine Rolle. Auch das allgemeine Design der Brille ist ein Faktor. Bügel und Rahmen können sich fremd anfühlen und Fassung sowie Rahmen im Sichtfeld sind mitunter noch auffällig im Sichtfeld. Es gibt also einige logische Gründe, die Eingewöhnungszeit mit Geduld hinzunehmen:

  • Augen und Gehirn waren an die Fehlsichtigkeit gewöhnt und müssen sich an die Verbesserung anpassen.
  • Je nach Korrekturstärke kann die Umwelt anders erscheinen und auch andere Farb- und Kontrastwahrnehmungen durch Beschichtungen spielen eine Rolle.
  • Fassung und Rahmen im Sichtfeld werden anfangs noch bewusst wahrgenommen – auch beim Wechsel von Brillenmodellen.
  • Bestimmte Brillen, wie Gleitsichtbrillen, erfordern umso mehr Eingewöhnungszeit.

Braucht jede Brille Eingewöhnungszeit?

Tatsächlich gibt es wohl keine Brillenvariante, welche sich sofort absolut natürlich anfühlt. Selbst für jene, die rein aus modischen Gründen ein Modell mit Fensterglas tragen, wirkt dieses Objekt vor den Augen zunächst fremd. Bei korrigierenden Sehhilfen kommen dann entsprechend noch andere Aspekte hinzu. Dabei ist dann die Art und Stärke der Korrektur mit entscheidend für die Dauer der Eingewöhnung.

So wird eine Einstärkenbrille mit geringer Korrektur in der Regel schneller angenommen als beispielsweise eine Mehrstärkenbrille. Denn bei einer solchen braucht es eine gewisse Übung, bis die Augen-Kopf-Koordination zur Normalität geworden ist und ganz unbewusst immer der richtige Sehbereich gewählt wird.

Ein weiterer Punkt sind noch die diversen Beschichtungen, die es für Brillen gibt, welche vor allem die Farbwahrnehmung beeinflussen. Auch das kann für den Träger zunächst unnatürlich und fremd wirken. Gleiches gilt natürlich für stärkere Kontraste, welche sich bei vielen Brillenvarianten ergeben.

Wie lange dauert die Eingewöhnungszeit bei einer neuen Brille?

Der Prozess der Gewöhnung an eine neue Brille ist ein ganz individueller. Je nach Person und Art der Sehhilfe spielen da ganz unterschiedliche Aspekte mit hinein. Somit kann für die notwendige Zeit keine Pauschalisierung getroffen werden. Tatsächlich kann die Phase bei dem einen wenige Stunden und bei dem anderen gar mehrere Wochen dauern. Letzteres ist allerdings eher die Ausnahme.

Im Mittel sind es damit also einige Tage, welche ein guter Richtwert für die meisten ist. Wer mit seiner neuen Brille auch nach über einer Woche Probleme hat, kann einmal den Optiker aufsuchen und sich beraten lassen. Gegebenenfalls kann die Brille auch noch einmal genau geprüft werden. In jedem Fall erhält man gewiss einige Tipps zur besseren Gewöhnung an die Brille. Zudem gibt es gewiss diverse Faktoren, welche die Dauer der Eingewöhnung an die neue Brille mit bestimmen:

  • Handelt es sich um die erste Brille oder eine folgende? Für neue Brillenträger dauert die Gewöhnung meist länger.
  • Welche Stärke hat die Brille? Je stärker die Korrektur, desto größer ist die Umstellung für Augen und Gehirn.
  • Welchen Brechungsindex hat die Brille? Bei höheren Brechungsindizes kommt es eher zu Farbsäumen und Verzerrungen, welche als störend wahrgenommen werden können.
  • Welche Beschichtungen hat das Glas? Farben, Kontraste sowie vor allem auch Reflexionen können je nach Verglasung mit oder ohne Filter, Entspiegelung und ähnliches auffallen.
  • Wie sitzen Bügel und Rahmen? Unterschiedliche Designs ergeben ganz unterschiedliche Tragegefühle und Gewicht. Die Brille sollte weder drücken, noch zu locker sitzen und rutschen.

Symptome während der Eingewöhnungszeit für die neue Brille

Im Zuge der Gewöhnungsphase bei neuen Brillen kann es zu einer Reihe von Symptomen kommen. Diese sind individuell mehr oder weniger störend und gehen im Laufe der Zeit mehr oder weniger schnell von selbst wieder weg. Dabei sind drückende Bügel und Rahmen entweder nur eine Sache des Fremdkörpergefühls oder tatsächlich eine Notwendigkeit der Anpassung.

Was die Korrektur der Sehstärke angeht, ergeben sich wiederum ganz andere Phänomene, die vor allem für unerfahrene Brillenträger zunächst Sorgen bereiten. Ganz üblich sind vor allem leichter Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen. Diese ergeben sich aus der Umstellung der Augen und des Sehzentrums auf die neue, eigentlich verbesserte, Sicht. Auch können die Augen entsprechend anfangs oft schmerzen und schneller ermüden.

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Eben diese Beschwerden sollten nach einer überschaubaren Eingewöhnungszeit (wie oben beschrieben) verschwunden sein. Je nach Glasart und Stärke können zudem Verzerrungen, schlechte Tiefenwahrnehmung und räumliches Sehen sowie Verfärbungen auftreten. Auch diese verlieren sich, sobald das Sehzentrum die neue Sichtweise zur Gewohnheit gemacht hat. Aufgrund  der genannten Symptome sollte im Übrigen folgendes beachtet werden:

  • Bis die Symptome abgeklungen und die Brille sicher getragen wird, sollte kein Auto gefahren werden.
  • Jegliche Arbeiten sollten möglichst im Sitzen und langsam verrichtet werden.
  • Regelmäßige Pausen und Ruhephasen (mit Brille) für die Augen sind sinnvoll.
  • Zur Entlastung der Augen sollte (wenn nötig) möglichst warmes, natürliches Licht genutzt werden, anstatt kaltes.

Durch Hornhautverkrümmung neue Brille und Eingewöhnungszeit

Je nach Sehschwäche sind unterschiedliche Brillen beziehungsweise Brillenstärken und -arten nötig. Je spezieller diese ausfallen, desto tendenziell länger dauert die Eingewöhnung. Ein besonderer Fall ist dahingehend die Hornhautverkrümmung (Astigmatismus). Hierfür müssen oft verschiedene Fehlsichtigkeiten gleichzeitig korrigiert werden. Demzufolge fällt die Umstellung auch etwas schwieriger aus und kann durchaus auch einmal mehrere Wochen dauern.

Zu beachten ist dabei, dass für Astigmatismus Zylinderstärken zum Einsatz kommen. Bei diesen kommt es häufig vor, dass Brillenträger anfangs von der verformten Sicht irritiert sind. Insbesondere wirkt alles etwas in die Tiefe gezogen. Zum Beispiel fällt das beim Treppensteigen auf oder während man am Tisch sitzt und dieser länger als sonst erscheint. Je öfter die Brille auf der Nase sitzt, desto schneller geht die Gewöhnungsphase vorüber.

Kann man die Eingewöhnungszeit umgehen oder verkürzen?

Jeder Optiker und Augenarzt wird einem zu Anfang mitteilen, dass die neue Brille Eingewöhnungszeit braucht und dabei auf die hier beschriebenen Tage bis Wochen hinweisen. Auf die Frage hin, wie die Gewöhnung möglichst schnell vonstatten geht, heißt es meist: die Brille dauerhaft tragen. In der Tat ist das der wichtigste Ratschlag. Nur die kontinuierliche und strikte Umstellung erzielt schließlich eine Umgewöhnung des Gehirns.

Dabei braucht es dann gewiss auch oft Geduld und Beherrschung, wenn etwa die Symptome zu stark werden und es drängt die Brille abzusetzen. Davon abgesehen empfiehlt es sich im Übrigen, die Brille vor dem ersten dauerhaften Tragen noch einmal testen zu lassen, ob auch exakt die nötigen Stärken und Eigenschaften aufweist. Besteht diese Gewissheit, wird man sich schließlich auch bewusster mit Geduld an die neue Brille gewöhnen können.