▷ Brillengläser Kratzer: Was macht man jetzt? [2024]

So kostspielig und aufwändig die Anschaffung einer Brille oft ist, so tadel- und makellos sollte diesen dann auch für lange Zeit ihren Zweck erfüllen. Dabei liegt die Betonung auf makellos. Denn Schmutz trübt die Linse und zerkratzte Brillengläser dann auch direkt die Stimmung. Sind erst Kratzer auf Brille, Fassung oder Gestell werden diese mitunter zum dauerhaften Ärgernis.

Bei Experten lautet vor allem für Kratzer auf dem Brillenglas fast immer die Empfehlung: Austausch. Das gilt sogar für eigentliche kleine und eher unscheinbare Makel im Sichtfeld. Derweil werden auch Sie gewiss schon von vielerlei Tipps zum Entfernen von Kratzern gehört oder gelesen haben. Wie empfehlenswert sind diese jedoch wirklich und ab wann wird ein Kratzer tatsächlich zum Risiko, das es zu beseitigen gilt?

Wichtig: Was Sie über Kratzer auf der Brille wissen sollten

Wenn Sie schon lange eine Brille tragen, haben Sie vielleicht selbst bereits festgestellt, wie schnell Kratzer auf Brillengläsern zustande kommen. Dabei sind Kunststoffgläser generell empfindlicher als solche aus Echtglas. In jedem Fall können schon ungeeignete Brillenputztücher ein schädlicher Faktor sein, während vom schnellen Putzen am Ärmel oder Pullover ohnehin abzuraten ist.

Der Grund dafür ist, dass selbst kleinste scharfkantige Partikel die Oberfläche beschädigen können. Ist erst einmal ein ganz feiner Kratzer entstanden, sammeln sich gerade dort immer wieder Staub etc. an, was den Effekt vorantreibt. All das kommt ganz natürlicherweise im Alltag auf die Brille, sodass vor jedem Putzen genau hingeschaut werden sollte, was sich auf dem Glas befindet. Ist der unliebsame Fall aber eingetreten, sollten Sie nun wissen:

  • Kratzer jeglicher Art auf dem Glas können die Sicht auch unmerklich beeinträchtigen, sodass es zu Kopfschmerzen und Schwindel kommt.
  • Durch Reflexionen und Blendungen können Kratzer sogar ein Sicherheitsrisiko darstellen, etwa im Straßenverkehr.
  • In aller Regel können Kratzer nicht entfernt werden und selbst Fachleute haben nur wenig Möglichkeiten.
  • Zu großen Teilen lassen sich Kratzer vor allem durch eine sorgsame Pflege der Brille vermeiden, da hierbei die größte Wahrscheinlichkeit für eine Beeinträchtigung der Brillengläser besteht.

Was bedeuten zerkratzte Brillengläser für Ihr Auge?

Wie erwähnt, ist ein unliebsamer Effekt von zerkratzten Gläsern der, dass sie sogar zu Schwindel und Kopfschmerzen führen können. Der Grund dafür ist, dass die veränderte Struktur des Glases auch die Lichtstreuung im Glas verändert. Das wiederum kann zu fehlerhafter Akkomodation (scharfe Sicht bei Nah und Fern) aber auch Winkelverschiebungen und Streulichteffekten kommen.

Das Ergebnis: das Sehzentrum im Gehirn erhält irritierende Daten. Ein Resultat nebenher ist außerdem, dass die Augen mehr angestrengt werden und schneller ermüden. All das ist noch einmal umso schädlicher (und gefährlicher), wenn Sie beispielsweise gerade im Dunkeln im Straßenverkehr unterwegs sind. Denn da kommt es zu umso mehr Blend- und Reflexionserscheinungen. Bei alledem steht natürlich der ästhetische Makel von beschädigten Brillengläsern noch am Rande.

Zerkratzte Brillengläser polieren – bringt das was?

Ein immer wieder angeführter Tipp zum Entfernen von kleinen (und teils sogar großen) Kratzern auf dem Glas ist die Politur. Angeblich sollen Kratzer so, ähnlich etwa wie bei Schäden an der Lackierung eines Autos, wegpoliert werden können. In der Praxis und vor allem als Laie ist das jedoch kaum zu bewerkstelligen. Allenfalls fachgerechte Poliergeräte und -mittel können hier bei sehr kleinen Kratzern helfen.

Jedoch besitzen die meisten Brillengläser eine spezielle Veredelung oder Beschichtung, etwa zur Entspiegelung, für UV-Schutz oder Blaulichtfilter. Diese Schicht wird beim Polieren schnell abgetragen, was die Funktionalität der Brille somit effektiv beeinträchtigt. Darüber hinaus ist die Politur eben ein mechanischer Prozess. Wird dieser unsachgemäß durchgeführt, kann das sogar die Sphäre der Linse und so die Sehstärke verändern.

Kratzer auf Brille – ist da noch was zu retten?

Betrachtet man also den Aufwand, der mit dem Entfernen von kleinsten Kratzern einhergeht, lohnt sich die Prozedur nicht. Selbst wenn im Ergebnisse tatsächlich zunächst kein Schaden mehr zu sehen ist, kann dieser dann eben doch unscheinbar in der zerstörten Beschichtung bestehen. Ein zerkratztes Brillenglas wieder vollfunktionstüchtig zu bekommen, ist somit nicht möglich und der Austausch bleibt die einzig sinnvolle Handhabe.

Was ist mit Tipps zur Entfernung von Kratzern auf der Brille?

Dennoch sei an dieser Stelle noch einmal auf die gängigen Haushaltstipps eingegangen. Neben der Politur gibt es weiterhin noch eine Reihe von Ratschlägen, die beständig im Internet kursieren. Nicht zuletzt in sozialen Medien werden heutzutage auch immer mal neue „Lifehacks“ zum Entfernen von Kratzern auf der Brille vorgestellt. Meist handelt es sich jedoch um die klassischen Hausmittel:

  • Backpulver
  • Zahnpasta
  • Wachshaltige Auffüller
  • Ätzende Mittel zur Entfernen der zerkratzten Beschichtung

Für die Anwendung einer Lösung aus Backpulver und Wasser oder aber von Zahnpasta gilt das gleiche wie für die Politur generell. Selbst wenn auf diese Weise Kratzer durch mühevolle und ausgiebige Bearbeitung eingeebnet werden könnten, würde letztlich die Beschichtung des Glases darunter leiden. Davon befinden sich in solchen „hauseigenen Politurmitteln“ nicht selten kleine Partikel, die auf empfindlichen Oberflächen logischerweise eher Kratzer verursachen, als sie zu beseitigen.

Der Tipp, durch wachshaltige Mittel einen Kratzer auf dem Brillenglas aufzufüllen, ist ebenfalls praxisfern. Zum einen kann die Auffüllung die ursprüngliche optische Leistungsfähigkeit der Linse ohnehin nicht wieder herstellen. Zum anderen vermag auch das Wachs die Sichtbarkeit eines Kratzers nicht zu verhindern. Der mehr oder minder auffällige Schaden bleibt also in jedem Fall bestehen.

Die Anwendung Glas-ätzender Mittel schließlich ist so unsinnig, wie sie drastisch ist. Zwar kann es tatsächlich sein, dass durch Politur unter Verwendung eines solchen Mittels ein Kratzer verschwindet oder zumindest weniger auffällig wird. In jedem Fall aber wird die Oberfläche und damit die Krümmung der Linse verändert. Die Brille hat somit nicht mehr die ursprüngliche Sehstärke.

Brille putzen, ohne Kratzer zu verursachen

Fest steht damit, dass sich einmal bestehen Kratzer im Nachhinein nicht mehr entfernen lassen, ohne dass die Brille im Prinzip unbrauchbar wird. Somit lautet also die Anweisung, Kratzer erst gar nicht entstehen zu lassen. Das betrifft vor allem die alltägliche Prozedur des Brillenputzens:

  • Benutzen Sie immer ein Brillenputztuch oder zumindest ein Mikrofasertuch.
  • Verwenden Sie extra dafür ausgewiesene Reinigungssprays.
  • Bei gröberen Verschmutzungen empfiehlt sich die Reinigung mittels Ultraschallgerät

Es hat seine Gründe, dass zu einer jeden neuen Brille meist auch ein Brillenputztuch mitgeliefert wird. Denn nur diese sehr feinen Tücher sind auch dafür geeignet, während gröbere Textilien Kratzer hinterlassen können und Taschentücher wiederum zu glatt sind, als dass sie Staub und Schmutz wegputzen.

Wenn Sie obendrein noch ein Reinigungsspray benutzen, sorgen Sie direkt vor. Denn diese speziellen Mittel bilden einen Film, der Verschmutzungen für einige Zeit verhindert. Verzichten Sie hingegen auf herkömmliche Seife und ähnliches. Oft wirken diese nämlich nachfettend, was die Ansammlung von Partikeln auf dem Glas begünstigt.

Befinden sich einmal grobe Schmutzflecken auf dem Glas seien Sie vorsichtig beim Putzen. Keinesfalls sollten Sie in so einem Fall zunehmend Druck auf die Linse ausüben, in der Hoffnung, dass der Fleck endlich verschwindet. Gegebenenfalls hilft Ihnen ein Ultraschall-Reinigungsgerät weiter – bei vielen Optikern gehört dies zum Service.

Weiteres zur Pflege der Brille

Das regelmäßige Putzen Ihrer Brille ist freilich nur ein Aspekt der sorgsamen Pflege zur Vermeidung von Kratzern. So ist etwa auch stets zu bedenken, wo und wie Sie ihre Brille ablegen. Immerhin ist sie zumindest wohl das, was sie vor dem Schlafen als letztes beiseite tun und morgens als erstes ergreifen. Idealerweise haben Sie immer ein Brillenetui parat, wenn die Sehhilfe mal nicht getragen wird. Zu beachten ist natürlich, dass auch das Etui im Inneren immer sauber sein sollte.

Während des Alltags sollten Sie sich immer bewusst sein, dass sie mit jeder Berührung der Brille das ein oder andere auf ihr ablagern. Gemeint sind damit etwa Reste von Cremes, Lotionen, Wasser, Talg und Hautpartikel und vieles mehr in kleinster Form. Nicht umsonst fragen sich Brillenträger ständig, wieso ihre Brille nur schon wieder so schmutzig ist, wo sie doch vor wenigen Stunden erst geputzt wurde.

Es empfiehlt sich somit auch, immerzu mehr als nur ein Brillenputztuch dabei zu haben und generell darauf zu achten, dass die Tücher nur solange benutzt werden, wie sie auch sauber sind. Machen Sie dahingehend ruhig vom Service vieler Optiker Gebrauch, die Putztücher (und teils auch Etuis sowie Reinigungsspray) als Werbegeschenk austeilen.

Nicht zuletzt bedenken Sie bitte außerdem, dass Kunststoffgläser grundsätzlich empfindlicher sind als Mineralverglasung. Insbesondere gilt dies für eine Wärmeempfindlichkeit in Verbindung mit der Beschichtung. Ein Beispiel aus der Praxis: Sie öffnen den Herd oder den Deckel vom Kochtopf und heiße Luft beziehungsweise Wasserdampf schlägt Ihnen entgegen. Schon mehr als 60 Grad beschädigt beispielsweise in kürzester Zeit eine Beschichtung zur Entspiegelung.

Brillengestell zerkratzt – kann man die Brille polieren oder einfärben?

Während zerkratzte Brillengläser in jedem Fall ein Grund zum Austausch dieser Teile der Brille sind, ist das beim Rest nicht zwingend der Fall. Makel und leichte Schäden an Fassung, Gestell und Bügel sind meist eher nur eine Sache der Ästhetik, solange die Funktionalität der Brille ansonsten nicht beeinträchtigt ist. Leichte Kratzer etwa am Gestell können in der Tat oft wegpoliert oder, je nach Material, überlackiert werden.

Im Zweifelsfall wenden Sie sich für solche Belange an den Optiker Ihres Vertrauens. Gleichwohl können Sie natürlich auch eigens zu Werke gehen. Seien Sie aber behutsam bei jeglichen Verschönerungs- bis Reparaturmaßnahmen und stellen Sie sicher, dass nicht ausgerechnet dadurch Kratzer auf den Brillengläsern verursacht werden.