ᐅ Grüner Star: Was steckt hinter der Krankheit? [2024]

Es gehört zum normalen Alterungsprozess, dass die Sehkraft im Laufe der Zeit abnimmt. Abseits von altersbedingter Weit- oder Kurzsichtigkeit gibt es jedoch verschiedene Augenkrankheiten, welche ganz speziell Grund zur Sorge geben. Eine Gruppe davon beschreibt das Glaukom oder auch der grüne Star, wie es umgangssprachlich oft genannt wird. Tatsächlich ist das Glaukom weltweit die häufigste Ursache für eine Erblindung.

Im Gegensatz zu vielerlei Krankheiten macht sich der grüne Star jedoch anfangs oft nicht bemerkbar. Nehmen Betroffene schließlich eine Beeinträchtigung der Sehstärke war, bestehen bereits irreparable Schäden. Hinzu kommt, dass es eine Reihe von Ursachen für dieses Leiden gibt – aber inzwischen auch viele Behandlungsmethoden. Entscheidend dabei stets: frühzeitige Maßnahmen. Es ist also ratsam, sich mit dem Thema genauer zu beschäftigen.

Was ist grüner Star genau?

Zunächst einmal ist zu sagen, dass die fachmedizinische Bezeichnung Glaukom lautet. Der Begriff „Grüner Star“ entstammt noch einer (teils falschen) Übersetzung aus früheren Jahrhunderten. Dabei steht beziehungsweise stand Star für verschiedene Augenkrankheiten, die zu Erblindung und dem charakteristischen starren Blick führten. Gleichwohl sind heutzutage beide Namensgebungen geläufig und kommen als Synonym vor.

Kurzübersicht:

  • Symptome: oft erst in fortgeschrittenem Stadium bemerkbar, dann Sehstörungen, Kopf- und Augenschmerzen, mitunter häufige Übelkeit
  • Ursachen: je nacht Art des Glaukoms auf unterschiedliche Weise geschädigter Sehnerv
  • Therapie: Augentropfen und andere Medikamente, bei Notwendigkeit Operation
  • Risiko: Erblindung bei ausbleibender Behandlung

Das Glaukom umfasst genau genommen mehrere ähnliche Erkrankungen der Augen, welche aber verschiedene Ursachen haben. Die Folge ist jedoch stets eine dauerhafte Schädigung von Fasern des Sehnervs auf Seiten der Netzhaut. Im fortgeschrittenem Krankheitsstadium kann es gar zu einer Aushölung des Sehnervansatzes  im Augapfel kommen. Je nach Art des Glaukoms kann es in sehr kurzer Zeit oder über einen langen Zeitraum hinweg zur Erblindung kommen.

Welche Ursachen hat grüner Star?

Die Krankheit kann durch verschiedene Gegebenheiten hervorgerufen werden. Je nachdem wird daher auch zwischen unterschiedlichen Arten des grünen Stars beziehungsweise des Glaukoms unterschieden. In seltenen Fällen können freilich mehrere Ursachen gleichzeitig auftreten. Wichtig bei alledem ist, dass ein Glaukom unabhängig von anderen Augenkrankheiten auftreten kann und nicht etwa nur Brillenträger betroffen sind.

  • Primäres Offenwinkelglaukom
  • Sekundäres Offenwinkelglaukom
  • Normaldruckglaukom
  • Pseudoexfoliationsglaukom (kurz PEX-Glaukom)
  • Pigmentglaukom
  • Engwinkelglaukom

Primäres Offenwinkelglaukom

Dies ist die am häufigsten auftretende Form und kommt vor allem ab dem 40. Lebensjahr vor. Zudem zeigen Statistiken einen Zusammenhang mit genetischer Veranlagung (also Erblichkeit). Im vorderen Teil des Auges und vor beziehungsweise hinter der Pupille gibt es eine vordere und hintere Augenkammer, welche mit Kammerwasser gefüllt ist. Dieses Kammerwasser quasi vor Ort produziert und abgeleitet, sodass normalerweise ein ausgeglichener Augendruck besteht.

Beim primären Offenwinkelglaukom kommt es zu einer stetigen Erhöhung des Drucks innerhalb des Auges. Hervorgerufen wird dies durch eine Behinderung des Abflusses durch degenerative Veränderungen, von Teilen des Abflussbereichs. Dies wird oft über Jahre hinweg nicht bemerkt, bis schließlich erste Gesichtsfeldausfälle wahrgenommen werden. Zu diesem Zeitpunkt besteht dann, durch den erhöhten Augeninnendruck, bereits eine Schädigung des Sehnervs.

Sekundäres Offenwinkelglaukom

Der Verlauf und die Art der Krankheit ist die gleiche wie bei der primären Variante. Allerdings liegt die Ursache hier in anderen Erkrankungen des Auges. Solche können beispielsweise einfache und kleine Verletzungen sein. Oft ursächlich sind jedoch auch Entzündungen in den entsprechenden Bereichen sowie Tumore oder aber schädliche Neovaskularisationen (Gefäßneubildungen) im Abflussbereich der Augenkammern.

Normaldruckglaukom

In sehr vielen Fällen besteht tatsächlich ein eigentlich normaler Augeninnendruck. Vereinzelt reagiert bei manchen Betroffenen jedoch der Sehnerv bereits auf sehr geringe Schwankungen des Drucks und nimmt Schaden. Außerdem kann eine Schädigung auch durch eine schwache Durchblutung des Sehnervenkopfes erfolgen, was etwa bei niedrigem Blutdruck unter Umständen vorkommt. In all diesen Fällen spricht man von einem Normaldruckglaukom.

Pseudoexfoliationsglaukom

Beim sogenannten PEX-Glaukom kommt es ebenfalls letztlich zu einer Drucksteigerung in den Augenkammern und im gesamten Auge. Ausschlaggebend hier sind feinste Ablagerungen auf der Linse, beispielsweise von Proteinen, deren genaue Ursache bisher nicht ganz geklärt ist. Diese Ablagerungen geraten letztlich auch in den Kammerwinkel, also den Abflussbereich. Somit kommt es abermals zu einem Überdruck.

Pigmentglaukom

Beim Pigmentglaukom liegt die Regenbogenhaut der Iris zu nah an der Linse, sodass es ein Kontakt besteht. Aufgrund dieses Kontakts kommt es zu Abrieb von Pigmenten der Regenbogenhaut, welcher sich schließlich in den Kammerwinkeln ansammelt und den Abfluss des Kammerwassers behindert. Überdies kann hierbei der chronisch gesteigerte Druck in der Vorderkammer größer sein als in der Hinterkammer, wodurch der Effekt verstärkt wird und gewissermaßen ein Kreislauf entsteht.

Engwinkelglaukom

Bei diesem Glaukom stört ein namensgebender zu enger Winkel zwischen Iris und Hornhaut im Bereich der Kammerwinkel den Abfluss des Kammerwassers. Das Wasser läuft hier also zwar ab aber nicht in dem Ausmaß wie es produziert wird. Die Verengung kann je nach Pupillenweite (und somit Dicke der Regenbogenhaut) variieren, sodass der Überdruck gegebenenfalls auch nur periodisch besteht.

Vor allem bei Weitsichtigkeit, wegen des spitzeren Kammerwinkels, sowie durch pupillenerweiternde Mittel kann dieses Glaukom entstehen. Außerdem steht das Engwinkelglaukom in Zusammenhang mit dem sogenannten Glaukomanfall.

Glaukomanfall

Während die oben aufgeführten Erscheinungen meist einen längeren Prozess beschreiben, kann grüner Star tatsächlich auch akut und anfallartig auftreten. Bei einem solchen Glaukomanfall ist der Kammerwinkel drastisch verengt, sodass ein Abfluss des Kammerwassers kaum noch stattfindet (Winkelblock). Ursächlich ist hier vor allem die Einnahme von pupillenerweiternden Medikamenten in Verbindung mit einer prädisponierten Physiologie des Augapfels (bereits enger Kammerwinkel).

Nicht selten kommt es zu einem um das Dreifache erhöhten Augeninnendrucks, sodass sich der Augapfel spürbar gehärtet anfühlt. Der Zustand des Winkelblocks stellt einen augenärztlichen Notfall dar und muss schnellstmöglich behandelt werden, um eine Schädigung des Sehnervs beziehungsweise Auges allgemein zu verhindern.

Welche Symptome bei grünem Star gibt es?

Ein Risikofaktor bei Glaukomen ist, dass diese in den anfänglichen Stadien zumeist ohne jegliche Symptome bestehen. Nur bei akuten Fällen, also einem Glaukomanfall, kommt es in kürzester Zeit bereits zu geröteten Augen, Augen- und Kopfschmerzen sowie Übelkeit und einer Beeinträchtigung der Sehstärke. Eben diese Anzeichen werden bei den anderen Glaukom-Varianten hingegen erst in einem fortgeschrittenem Stadium bemerkt.

Vor allem die Offenwinkelglaukome verlaufen daher oft über Jahre hinweg unauffällig. Die aufgrund des geschädigten Sehnervs auftretenden Gesichtsfeldausfälle finden zunächst peripher statt. Dabei gleicht nicht selten das intakte Auge die Ausfälle des geschädigten aus. Mitunter fällt der grüne Star schließlich erst dann auf, wenn bereits die Mitte des Sehnervs geschädigt ist und die Ausfälle entsprechend zentral im Gesichtsfeld liegen.

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Grüner Star Test – welche Möglichkeiten gibt es?

Gerade aufgrund der schleichenden Erkrankung stellt ein Glaukom eine gewisse Gefahr dar. Für eine Diagnose beim Augenarzt müssen stets mehrere Untersuchungen erfolgen:

  • Ophthalmoskopie (Augenspiegelung) – Untersuchung des Sehnervs mittels Ophthalmoskop
  • Tonometrie (Messung des Augeninnendrucks) – Messung mittels Messkolben auf der betäubten Hornaut
  • Untersuchung der Augenkammern – Prüfung des Kammerwasserabflusses mittels Spaltlampenmikroskop

Wichtig ist, dass jeweils möglichst alle Untersuchungen und Tests in Kombination miteinander angewandt werden. In manchen Fällen wird zur Vorsorge einzig der Augeninnendruck geprüft. Jedoch hat sich bereits gezeigt, dass ein Glaukom in vielen Fällen trotz normalen Drucks entstehen kann. Mindestens eine genaue Betrachtung des Sehnervs sollte daher erfolgen.

Idealerweise findet ein Termin beim Augenarzt regelmäßig statt, um eine frühzeitliche Behandlung zu ermöglichen. In jedem Fall aber gebietet sich der sofortige Arztbesuch bei einem möglichen Glaukomanfall (siehe oben). Ansonsten ist es zumindest sinnvoll hin und wieder einen Selbsttest auf grünen Star vorzunehmen.

Dafür reicht es, ganz einfach ein Auge mit der Hand zuzuhalten und dann genau zu registrieren, was zentral und peripher mit dem offenen Auge wahrgenommen wird. Anschließend wird das Auge gewechselt und verglichen. Idealerweise findet dies in einem Raum statt, in dem Details im peripheren Gesichtsfeld gute Anhaltspunkte geben. Werden Unterschiede festgestellt, ist der Ganz zum Augenarzt angeraten.

Grüner Star Behandlung – was kann man tun?

Für die Behandlung eines Glaukoms gibt es verschiedene Möglichkeiten. Deren Anwendbarkeit, Effektivität und Erfolgschancen sind jeweils stark abhängig davon, wie frühzeitig die Erkrankung festgestellt wurde. Zumeist muss eine Senkung des Augeninnendrucks erreicht werden.

  • Medikation, hauptsächlich durch Augentropfen
  • Laseroperationen
  • operative Eingriffe
  • Kombination mehrerer Maßnahmen

Für die Medikation kommen unterschiedliche Präparate in Betracht. Dabei geht es entweder um eine Verminderung der Kammerwasser-Produktion oder um eine Förderung des Abflusses. Auch Kombinationspräparate sind möglich. Fast immer ist die Behandlung mit Augentropfen die erste Maßnahme gegen ein aufkommendes Glaukom.

Auch bei Laserbehandlungen gibt es im Grunde zweierlei Vorgehensweisen. Entweder wird durch Verödung des Ziliarkörpers die Kammerwasser-Produktion gehemmt oder aber durch Schaffung von Öffnungen beziehungsweise Vernarbungen der Abfluss gefördert. Zu beachten ist, dass manche Laserbehandelungen Gewebsschädigungen nach sich ziehen und entsprechend begrenzt möglich sind.

Rein operativ kommen mittlerweile viele Möglichkeiten in Frage, bei denen fast immer die Förderung des Abflusses als Ziel besteht. Bei sehr neuen Verfahren beispielsweise werden Implantate eingesetzt, welche als dauerhafter Abflusskanal fungieren.

Grüner Star OP – wann gibt es kein zurück?

Ob und wann eine Operation notwendig ist, muss freilich ein Augenarzt entscheidend und fällt individuell unterschiedlich aus. In jedem Fall gilt, dass eine frühzeitige Erkennung der Krankheit für den Erfolg ausschlaggebend ist. Zudem verhilft nicht immer eine lokale Medikation durch Augentropfen in hinreichend kurzer Zeit zur Besserung.

In jenen Fällen ist dann eine Operation oder Laserbehandlung unbedingt notwendig, um das Voranschreiten eines Glaukoms aufzuhalten. Außerdem ist bei einem Glaukomanfall aufgrund der akuten Gefahr eine Operation die sinnvollste und notwendige Maßnahme, da es sonst in kürzester Zeit zur Erblindung kommen kann.

Ist grüner Star heilbar?

Abschließend ist festzuhalten, dass zum jetzigen Stand keine Heilung für die Folgen eines Glaukoms bestehen. Gesichtsfeldausfälle die infolge der Schädigung des Sehnervs auftreten, bleiben somit auch nach einer Behandlung bestehen. Im bestmöglichen Fall wird die Erkrankung also mittels Selbsttest oder bei Vorsorgeuntersuchungen in einem sehr frühen Stadium erkannt, sodass die Prognose günstig ausfällt.