Selbsttönende Brille – Hell zu Dunkel in Sekunden

Jeder Brillenträger kennt die Problematik, die ein Wechsel der Lichtverhältnisse mit sich bringt. Die Lösung heißt selbsttönende Brille. Die Gläser besitzen die Fähigkeit, sich zu verdunkeln und wieder zu erhellen. Die Technik, die dem zugrunde liegt, ist in der heutigen Zeit ausgefeilt und zuverlässig. Sie ist für viele Menschen geeignet.

• Sonnenstrahlen bewegen sich im ultravioletten Bereich (UV-Strahlung). Der ist für die menschlichen Sinne nicht sichtbar, kann aber schaden, und zwar bis hin zum Grauen Star oder Blindheit. Ein Schutz der Augen ist für die Gesundheit notwendig. Der ist mit einer Tönung gegeben.
• Die selbsttönenden Brillengläser schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie gleichen die Fehlsichtigkeit aus und halten die UV-Strahlen fern. Eine einzige Brille reicht also für die meisten Gelegenheiten aus.
• Die Gläser bleiben nicht verdunkelt, wie es bei einer Sonnenbrille der Fall ist, sondern erhellen sich wieder, sobald die Umgebung wieder dunkler wird. In dieser Flexibilität liegt die Erleichterung. 

Wer eine gängige Brille trägt, braucht als Schutz vor der Sonneneinstrahlung zusätzlich eine Sonnenbrille. Das gilt nicht nur für die schönen Frühlingstage, sondern auch für den Sommer und die klaren, sonnigen Tage im Winter. Diese Zweitbrille wird durch die selbsttönende Brille in vielen Fällen überflüssig.

Brillenträger kennen die Situationen seit Generationen. Sie kommen von einer dunkleren Stelle ins helle bis grell blendende Sonnenlicht. Ihre Augen ziehen sich zusammen, Sie fangen an zu blinzeln und halten sich schützend die Hand über die Augen. 

Schon vor über einem halben Jahrhundert widmeten sich die beiden amerikanischen Chemiker Stanley Donald Stookey und William Armistead dieser Problematik. Das Ergebnis war die selbsttönende Brille. Das Geniale dabei: Die Gläser verdunkeln bei Sonneneinstrahlung von selbst. Das war die entscheidende Idee.

Der Optiker spricht von dem phototropen oder photochromen Glas, wenn es um die selbsttönenden Brillengläser geht. Die wörtliche Übersetzung bedeutet lichtwendig bzw. Licht und Farbe. Die beiden Wörter bedeuten dasselbe. Gegenüber dem Erfinderstadium sind die Gläser heute weit leistungsfähiger. Wie funktionieren sie?

• Der Funktionsweise liegt eine chemische Reaktion zugrunde. Die Gläser sind mit einer Substanz veredelt, deren Bestandteile – die Moleküle – auf den Wechsel beim Empfang von Licht reagieren. Deshalb verdunkeln sie nicht nur, sondern werden auch wieder heller. 
• Der Wechsel wird durch den Lichteinfall ausgelöst, nämlich durch die ultraviolette Sonnenstrahlung. Solange sie besteht, bleiben die selbsttönenden Brillengläser dunkel. Sobald Sie sich jedoch in einen Raum oder einen Schattenplatz bewegen, werden sie automatisch wieder klar.  
• Es gibt zwei Substanzen für die selbsttönenden Brillengläser. Die eine ist Silikat, die andere Kunststoff. Bei der Silikatverwendung wirkt die Verdunkelung durchgehend im Glas. Bei der Verwendung von Kunststoff wird das Glas mit einer Beschichtung versehen. Lassen Sie sich am besten Beispiele zeigen.
• Die Funktion der Brille richtet sich zusätzlich nach Temperaturen, sofern diese sich stark bemerkbar machen. Beispielsweise erfolgt eine tiefe Tönung, wenn Sie sich bei strahlendem Sonnenschein in einer Schneelandschaft aufhalten, weil die Umgebung kalt ist. 
• Die Brille bietet eine Grundtönung sowie die Ausfilterung der ultravioletten Strahlen. Die empfindliche Augenpartie ist optimal geschützt.

Vor- und Nachteile sollten Sie individuell für sich abwägen.

Als Vorteile gelten:

• Sie brauchen sowohl für den Innenbereich wie für den Aufenthalt im Freien nur eine Brille
• Die Gläser werden automatisch dunkler und heller je nach Sonneneinstrahlung oder Wärme.
• Der Grad der Verdunkelung bzw. Erhellung erfolgt parallel zu den wechselnden Lichtverhältnissen. Bei intensiverer Strahlung ist auch die Verdunklung intensiver.
• Die Gläser sind beim Aufenthalt in Räumen klar und erreichen beim Verdunkeln – jedenfalls wenn sie hochwertig sind – fast den Status von Sonnenbrillen.
• Die Augen passen sich mühelos den jeweiligen Lichtverhältnissen an.
• Die Augen ermüden bei weitem nicht so schnell wie wenn sie keinen Schutz hätten oder beim abrupten Wechsel mit einer Sonnenbrille. 
• Qualitativ hochwertige Gläser bieten eine lange Lebensdauer.
• Eine selbsttönende Brille bietet Schutz vor dem schädigenden ultravioletten Licht. Das ist für die Augen besonders wichtig, da sie – wie die menschliche Haut – nicht einfach mit Creme versorgt werden können.
• Der Schutz vor UV-Licht entspricht den EU-Normen. 

Nachteile selbsttönender Brillen

• Diese Brille ist nicht für ausnahmslos für jede Art von Autofahren geeignet.
• Die Anschaffung steigert die Kosten dieser Brille. 
• Manchmal wirken sich Temperaturänderungen ungünstig aus, weil die Gläser auch auf manche Temperaturunterschiede reagieren und sich verdunkeln. 
• Während der Wintermonate müssen Sie mit einer starken Verdunkelung rechnen, sobald viel Sonnenstrahlung und größere Schneeflächen zusammentreffen. 
• Phototropische Gläser mit Minus-Werten können sich an den Rändern dunkler einfärben als im Zentrum. Bei Plus-Werten kann der umgekehrte Effekt auftreten.
• Einige Modelle reagieren besonders stark auf Kälte und verdunkeln sehr intensiv. 
• Beim Wassersport und im Hochgebirge ist die Brille nur bedingt geeignet.

Veränderungen drinnen und draußen

Selbsttönende Gläser bieten einen guten Komfort. Sie verdunkeln sich, sobald helles Licht einfällt und sobald Sonnenstrahlen auf sie treffen. Dieser Vorgang beansprucht ein kleines Zeitfenster zwischen 15 und 30 Sekunden. 

Sobald Sie ins Innere eines Gebäudes wechseln und die Strahlung entfällt, müssen Sie mit einem Umstellungsprozess zwischen 5 und 10 Minuten rechnen. Es ist daher sinnvoll, sich mehrere Minuten vor einer Veranstaltung in den vorgesehenen Raum zu begeben, damit die Gläser bis zum Beginn wieder klare Sicht gewähren. 

Die angegebenen Zeitspannen sind durchschnittliche statistische Werte. Sie weichen ab, je nachdem welches Material verwendet wurde. Auch die jeweilige Temperatur und der aktuelle Lichteinfall können eine Abweichung bewirken. 

Grundsätzlich hat sich die Leistungsfähigkeit bei selbsttönenden Gläsern in den letzten Jahren noch einmal stark verbessert. Einige Varianten der neuesten Generation leisten beim Abdunkeln 20 Prozent mehr und sind beim Aufhellen doppelt so schnell wie die vorherige. Trotzdem gibt es immer noch Qualitätsunterschiede. 

Vergleicht man eine selbsttönende Brille mit einer durchschnittlichen Sonnenbrille, so ist sie in vielen Fällen eine gute Lösung. Eine wertige Sonnenbrille kann aber in manchen Situationen auch sinnvoller sein. Folgende Unterschiede sind wichtig:

1. Eine Sonnenbrille schützt vor erheblicher Blendung. Beispiele sind spiegelnde Wasserflächen und glitzernde Schneelandschaften. Auch ein Bergsteiger, der längere Zeit hoher ultravioletter Strahlung ausgesetzt ist, sollte nicht auf eine Sonnenbrille verzichten. In diesen Fällen bietet sie optimalen Komfort.
2. Eine Sonnenbrille nutzt jedoch in Innenräumen nichts mehr. Die selbsttönende Brille geht immer auf ihre Grundeinstellung zurück. Sie reagiert in Innenräumen weder auf die gängigen Lichtverhältnisse noch auf große Wärme. Künstliches Licht oder hohe Heizungswerte spielen also keine Rolle. 

Die Leistungsfähigkeit der Gläser ist sehr unterschiedlich. Es sind viele Modell-Varianten auf dem Markt. Es gibt gute Gläser, die bereits einen UV-Schutz bieten, wenn sie sich in der Grundeinstellung befinden. 

Die Basis-Tönung, die eine selbsttönende Brille hat, gibt noch keine hinreichende Auskunft über den UV-Schutz. Deshalb ist es wichtig, dass Sie Folgendes beachten:

1. Der UV-Schutz sollte den Faktor 400 aufweisen. Er garantiert die Filterung der ultravioletten Anteile in der Sonneneinstrahlung bis zu 400 Nanometern Wellenlänge. Diese Frequenz ist für das menschliche Auge nicht sichtbar, wirkt sich aber bei längerer Wirkung negativ auf die Gesundheit aus.
2. Sie finden die Angabe des UV-Schutzes auf den Gläsern. Zum Vergleich: Die entsprechende Norm der Europäischen Union, die die Wirkung von UV-Strahlung behandelt, sieht lediglich 380 Nanometer für einen hundertprozentigen Schutz vor. 

Grundsätzlich können Sie diese Sehhilfe überall da verwenden, wo Sie eine Brille auch verwenden würden. Gymnastik, Tennis spielen oder Übungen im Fitness-Center sind also kein Problem. Die Gläser verdunkeln oder erhellen sich beim Sport ebenso zuverlässig wie sonst auch. Es gibt darüber hinaus Besonderheiten:

• Für einige Sportarten sind spezielle Sportbrillen im Angebot, z. B. Lauf- oder Skibrillen. Unter ihnen gibt es als Alternative zur Sonnenbrille auch eine selbsttönende Brille. Wenn Sie bereits eine Sportbrille besitzen, können Sie die anderen Gläser einbauen lassen.  
• Optiker empfehlen die Gläser für den Fall, dass sich beim Ausüben des Sports die Lichtverhältnisse leicht verändern können, z. B. beim Skifahren. Hier kann es schnell zu einem Wechsel von Schattengebieten und sonnigen Abschnitten kommen, so dass eine selbsttönende Brille mehr Sicherheit bietet.  

Um eine solche Brille zu produzieren, wird das Glas veredelt. Das verteuert den Herstellungsprozess, was sich zwangsläufig auf die Preisgestaltung auswirkt. Wie hoch sind die Kosten für den Endverbraucher?

• Der Verband der Augenoptiker hat eine Erhebung veranlasst und den Durchschnittspreis für phototrope Gläser herausgefunden. In Deutschland liegt er zurzeit bei 450 Euro. 
• Es ist möglich, bei einer Bestellung per Internet zwischen 250 und 350 Euro zu sparen. Dabei spielt wiederum die Qualität eine Rolle. Doch auch im Online-Bereich sind hochwertige Modelle erhältlich, weil die Händler durch den Verzicht auf einen Shop vor Ort Kosten sparen. 
• Der Durchschnittspreis bei einer Bestellung per Internet liegt zwischen 100 und 200 Euro. 
• Allgemein gilt für den Erwerb von phototropen Gläsern als Anhaltspunkt, dass sie ungefähr ein Drittel teurer sind als Einstärkengläser. 
• Bei Gleitsichtgläsern ist im Durchschnitt mit einer Erhöhung von ca. einem Drittel gegenüber Einstärkengläsern zu kalkulieren.
• Wer sein aktuelles Brillengestell beibehält und die Gläser einsetzen lässt, kann mit einer durchschnittlichen Ersparnis von ca. 60 Prozent rechnen. 
• Reicht die einfachste Variante aus, die keine Sehkorrektur enthält, nicht entspiegelt ist und keine weiteren Vorteile enthält wie z. B. effektivere Härtung, so ist mit ca. 120 Euro zu rechnen.

Jeder, der eine Brille zur Korrektur des Sehens benötigt, ist mit selbsttönenden Brillengläsern gut bedient. Eine kleine Eingewöhnungszeit werden Sie benötigen, um ein gutes Gefühl für die Zeitspannen des Abdunkelns und Aufhellens zu bekommen. Der Komfort wirkt sich besonders stark in den Sommermonaten aus. Die selbsttönenden Brillengläser eignen sich grundsätzlich für den Einsatz bei

• Dioptrien zwischen plus 12 und minus 12
• Einstärkengläsern
• Gleitsichtgläsern
• Arbeitsplatzbrillen
• Sportbrillen

Hier sind vier Dinge zu beachten:

1. Die Autoscheiben fangen den Löwenanteil der ultravioletten Strahlung bereits ab, da sie mit einem entsprechenden Filter ausgerüstet sind. Als Folge davon verdunkelt sich die selbsttönende Brille weniger. Wer empfindliche Augen hat, kommt damit nicht so gut zurecht wie mit einer Sonnenbrille. 
2. Die neuere Gläser-Generation leistet schon mehr als die älteren Modelle und verdunkelt intensiver. Deshalb kann man die phototropen Gläser nicht als grundsätzlich unakzeptabel für das Autofahren bezeichnen, vor allem, wenn Sie zu hochwertigen Exemplaren greifen. 
3. Es gibt darüber hinaus eine Variante von Spezialgläsern, deren Verdunklung beim Autofahren besonders gut funktioniert. Der Schutz beträgt bis zur Hälfte der gesamten Verdunklungsintensität. Damit können nicht so hochwertige Modelle nicht mithalten. 
4. Für das Autofahrten bei Nacht können Sie Ihre die Brille bedenkenlos verwenden. Sie funktioniert dann wie eine gängige Brille mit klaren Gläsern. 

Haben die Gläser negative Auswirkungen auf das Aussehen? Solche Bedenken sind unbegründet. Die selbsttönenden Brillengläser haben immer einen Grundton. Dieser ist sichtbar, wenn Sie genau hinschauen, doch keineswegs störend. Sie können sich zwischen einigen Farben entscheiden:

• grau 
• braun
• blau
• grün 

Mit dieser Auswahl können Sie die Tönung auf Ihr Brillengestell abstimmen. Wer sich für eine neue Brille entscheidet, sucht sich am besten ein Modell aus, das gut zu seinem Typ passt. Egal, ob es eckig, rund oder oval ist – die selbsttönenden Brillengläser können eingesetzt werden. An modischem Schick muss es also nicht mangeln.  

Fazit 

Als Fazit muss gesagt werden, dass die selbsttönende Brille für viele Menschen, die Brillen tragen, ein Gewinn ist. In den meisten Situationen, die im Alltag auftreten, tragen sie zur Entlastung bei. Der Ärger, seine Sonnenbrille vergessen zu haben, entfällt, und die Augen werden geschont.