ᐅ Neovaskularisation im Auge: Was jetzt zu tun ist [2024]

Das Sehen ist der Leitsinn des Menschen. Eine klare Sicht ist nicht nur für die meisten eine Notwendigkeit in Alltag und Beruf sondern mitunter auch die Basis für soziales Miteinander. Brillen und andere Sehhilfen sind daher längst Gang und Gäbe. Jedoch sind Weit- und Kurzsichtigkeit nur die bekanntesten Einschränkungen des Sehens.

Tatsächlich gibt es eine Vielzahl an Augenerkrankungen, die teils große Risiken darstellen und bis zu Erblindungen führen können. Ein bedeutsames Beispiel dafür ist die Neovaskularisation. Diese kann auf ganz unterschiedliche Weise hervorgerufen werden, während die Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt sind – besonders, wenn mit Untersuchungen zu lange gewartet wird. Es ist also ratsam, sich mit dem Thema einmal näher auseinanderzusetzen.

Was ist eine choroidale Neovaskularisation (CNV)?

Ganz grundsätzlich ist eine Neovaskularistion keineswegs etwas schädliches. Vielmehr handelt es sich dabei um einen natürlichen Prozess, bei dem der Körper Blutgefäße aufbaut und verteilt. In den meisten Fällen, beispielsweise nach Gewebeverletzungen, besteht dahingehend also eine Notwendigkeit. Jedoch gibt es Körperregionen, bei denen das Gegenteil der Fall ist – unter anderem am Auge.

  • Neovaskularisation kommt von den griechischen neo (=neu) und vasculum (=kleines Gefäß).
  • Die choroidale Neovaskularisation bedeutet das Einwachsen von Blutgefäßen in die Hornhaut (Choroidae) des Auges.
  • Die Gefäße können letztlich bis zur Linse und in die vordere Augenkammer vordringen. Der Verlust der Sehkraft ist eine mögliche Folge.
  • Ursachen für die Erkrankungen können vielfältig sein und sowohl in jungen Jahren als auch im höheren Alter zum Tragen kommen.

Es liegt auf der Hand, dass die Funktion des Auges auf einer klaren Lichtdurchlässigkeit der Linse beruht. Mit eingeschlossen ist damit auch die Hornhaut. Kommt es jedoch zu sichtbaren und lichtundurchlässigen Einwachsungen, so ist die Funktion entsprechend gestört.

Dieser Effekt fällt umso größer aus, je weiter die Vaskularisierung vorangeschritten ist. Hinzu kommt der Umstand, dass die neugebildeten Blutgefäße instabil sind und mitunter zu Blutungen führen, was für sich ein weiteres Risiko darstellt.

Ursachen einer Neovaskularisation

Trotz dass die Hornhaut transparent ist, benötigt sie ständig Nährstoffe und auch Sauerstoff. Dies erhält sie für gewöhnlich über Tränenflüssigkeit, welche etwa auch beim Lidschlag dort verteilt wird. Ist die Versorgung jedoch gestört, kann der Körper zur besagten Bildung von Blutgefäßen neigen. Daraus folgend liegt eine häufige Ursache für die Erscheinung im Tragen von Kontaktlinsen.

Da eine Kontaktlinse direkt auf der Hornhaut sitzt, kann sie quasi als Verschluss die Nähr- und Sauerstoffversorgung in höherem Maß verhindern. Besonders das verlängerte Tragen der Linse begünstigt somit eine Bildung von Blutgefäßen. Daneben sind aber auch die Anpassung der Linse an sich, ihre Sauerstoff-Durchlässigkeit und allgemein Tragegewohnheiten bedeutende Faktoren. Kompetente Beratung durch einen Augenoptiker ist daher unerlässlich.

Folge von Krankheiten

Kontaktlinsen, aber auch andere Einflüsse, können unter Umständen zudem eine Hornhaut-Entzündung hervorrufen. Diese wiederum stellt eine weitere mögliche Ursache für die Neovaskularisierung dar, ebenso wie Augenverletzungen im Allgemeine. Außerdem gibt es eine Reihe von Augenkrankheiten, welche zu nennen sind, wie unter anderem:

  • Tumorerkrankungen
  • „feuchte“ Makuladegeneration
  • Diabetes-bedingte Netzhauterkrankungen (beispielsweise diabetische Retinopathie)
  • Steigerung des Augendrucks

Die myope choroidale Neovaskularisation (mCNV)

Ein weiteres Beispiel für eine Vorerkrankung als Ursache ist die krankhafte Kurzsichtigkeit (Myopathie). Bei dieser ist Augapfel leicht verlängert, wodurch die Fehlsichtigkeit entsteht. Dadurch kommt es zudem zu einer Dehnung der Gewebeschichten im Augapfel, was wiederum zu kleinen Rissen und einer schlechteren Durchblutung führen kann.

Ist letzteres der Fall, kann der Körper quasi als Ausgleich neue Blutgefäße bilden, welche im ungünstigsten Fall dann bis in die Netzhaut hinein wachsen. Dort führen sie zu den beschriebenen Effekten. Laut Studien besteht einem Drittel aller Kurzsichtigen eine krankhafte Gewebeveränderung im Auge und bei bis zu zehn Prozent der Betroffenen kommt es schließlich zu einer mCNV.

Symptome einer Neovaskularisation im Auge

Entsprechend der Vielzahl an möglichen Ursachen einer CNV, ist es dringend geboten, auf eventuelle Symptome zu achten. Wichtig dabei ist, dass die neugebildeten Blutgefäße am Anfang noch gar nicht zu sehen sind. Fallen diese tatsächlich etwa beim Blick in den Spiegel auf, ist die krankhafte Gefäßbildung bereits für einige Zeit vorangeschritten.

Anfängliche Symptome können hingegen ständig juckende oder auch brennende Augen sein, weil diese auf die Vaskularisierung reagieren. In den meisten Fällen kommt es zudem schon zu Beginn zu Beeinträchtigungen der Sicht, vornehmlich zu sogenannten Metamorphopsien (Bildverzerrungen). Bei diesen werden vor allem gerade Linien eher leicht wellig wahrgenommen. Bei einem Schachbrettmuster, beispielsweise auch an einem Fliesenboden, fällt dies häufig auf.

Im weiter folgenden Verlauf verschlechtert sich die Sicht zunehmen und es kommt außerdem zu schattigen, dunklen oder verschwommenen Flecken im Sichtfeld. Spätestens in diesem Stadium sollte freilich längst eine Untersuchung beim Augenarzt erfolgen, zumal sich inzwischen die neuen Blutgefäße im Auge vermehrt wahrnehmen lassen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Grundsätzlich zu sagen ist, dass die beste Behandlungsmöglichkeit gegen eine CNV die frühestmögliche Diagnose ist. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei einem Augenarzt sind also sinnvoll, insbesondere für Kontaktlinsenträger oder wenn Vorerkrankungen (wie oben genannt) bestehen. Der Arzt kann die Gefäßbildungen mit Hilfe einer Spaltlampe schnell erkennen.

Im Zuge einer weiteren Behandlung der choroidalen Neovaskularisation kommt es dann gegebenenfalls zum Aussetzen der Kontaktlinsen, falls diese genutzt werden, oder aber zum Umstieg auf besser geeignete Varianten. Zudem gibt es die Möglichkeit der Medikation mit Kortikosteroiden. Diese Hormone hemmen das Wachstum der Gefäße zu einem gewissen Grad. Meist erfolgt dies durch Injektion, sehr selten mit Hilfe von Augentropfen.

Als operative Behandlung kommt einerseits das Veröden der Blutgefäße mit einem kalten Laser ein Betracht, Diese Möglichkeit hängt jedoch vom Fortschritt der Erkrankungen und der peripheren Sehstärke des Betroffenen ab. Andererseits sind Hornhaut-Transplantationen heutzutage eine häufige Maßnahme. Deren Erfolgswahrscheinlichkeit wird jedoch eine Neovaskularisierung bereits negativ beeinflusst. Von all diesen Behandlungen abgesehen, finden allerdings auch weiterhin beständig Forschungen nach neuen Möglichkeiten statt.

Ist eine Rückbildung der Neovaskularisation möglich?

Eine Rückbildung von bereits gewachsenen Gefäßen findet per se nur in sehr wenigen Fällen statt. Im günstigsten Fall wurde die Krankheit bereits frühzeitig erkannt und entsprechend gehemmt, sodass es zu keiner starken Beeinträchtigung der Sicht kommt und die Therapiemöglichkeiten entsprechend weitreichend sind.

Generell kommt es für den Umgang mit der CNV auch stets auf die diagnostizierten Ursachen an. Während bei krankheitsbedingten Ursachen die Behandlung komplexer ausfällt, sind die Maßnahmen bei Kontaktlinsen logischerweise einfacher. Schon eine Kontaktlinsenpause kann dazu führen, dass die Durchblutung der neuen Gefäße schließlich ausbleibt und die allgemeinen Symptome gemindert werden.

Fazit

Wie wichtig die Leistungsfähigkeit der Augen ist, muss kaum näher erörtert werden. Bezeichnend ist, dass in Deutschland der Verlust eines Auges einen Invaliditätsgrad von 50 Prozent bedeutet. Entsprechend wichtig ist der Schutz vor vielerlei Augenkrankheiten – beziehungsweise deren erfolgreiche Behandlung. Die choroidale Neovaskularisation ist eine Krankheiten, die final bis zum Verlust der Sehkraft führen kann.

Die möglichen Ursachen dafür sind vielfältig und beginnen schon beim Tragen von Kontaktlinsen. Wie bei vielen Krankheiten ist eine frühzeitige Diagnose maßgeblich für den Erfolg der Therapie. Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt sind somit für Fehlsichtige ein Muss. Aber auch für alle anderen empfiehlt sich ein regelmäßiger Check, denn selbst kleinste Verletzungen des Auges können als Spätfolge die krankhafte Bildung von Blutgefäßen auf der Hornhaut nach sich ziehen.