Selbsttönende Brillengläser: Unter Umständen optimal
Eine Brille mit selbsttönenden Brillengläsern bringt viele Vorteile mit sich, jedoch sollten Sie auch die Nachteile kennen. Während sich die Gläser schnell eindunkeln, brauchen sie deutlich länger, um wieder hell zu werden. Dennoch sind sie für den Alltagsgebrauch immer dann die optimale Wahl, wenn es lästig ist, eine zweite Brille – meistens die Sonnenbrille – zum Wechseln mit sich zu tragen.
Ein Brille mit selbsttönenden Brillengläsern ist in erster Linie für Menschen hilfreich, die nicht zwischen einer normalen Brille und einer Sonnenbrille wechseln möchten. Die selbsttönenden – oder phototropen – Brillengläser passen sich der Sonneneinstrahlung an. Sie werden also automatisch dunkler oder heller, je nachdem wie sich die Lichtverhältnisse verändern. Phototrop kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „lichtwendig“. Eingedunkelt bieten die Gläser wie normale Sonnenbrillengläser Schutz vor Blendung, wodurch sie unter anderem auch das Kontrastsehen verbessern.
Moderne phototrope Brillengläser funktionieren angesichts der ausgefeilten Technik recht gut, bei entsprechender Bestrahlung mit UV-Licht (Sonnenlicht) dunkeln sich die Gläser innerhalb von 90 Sekunden komplett ein. Je intensiver die Sonne scheint, umso schneller wird aus der normalen Alltagsbrille mit selbsttönenden Gläsern eine Sonnenbrille. Zu beachten ist, dass der Prozess der Aufhellung ein Vielfaches davon benötigt.
Eine Brille mit selbsttönenden Brillengläsern ist kein Ersatz für eine Sonnenbrille, sondern eine zusätzliche Brille. Denn es gibt auch Nachteile und Situationen, in denen die Gläser nicht so gut funktionieren. Wenn es beispielsweise sehr warm ist, reagieren die Gläser langsamer, bei Kälte indes verdunkeln sie sich auch ohne Sonneneinstrahlung – was Sie leicht ausprobieren können, indem Sie die entsprechende Brille einmal in den Kühlschrank legen. Die Brillengläser benötigen sonst aber UV-Strahlung, um zu reagieren, das heißt auch, dass sie im Schatten oder hinter der Autoscheibe nicht beziehungsweise nicht wie gewünscht funktionieren. Da das vor allem beim Autofahren hinderlich ist, gibt es spezielle phototrope Brillengläser für Autofahrer, die bereits eine gewisse Grundtönung aufweisen.
Andererseits hellen sich die dunkel gewordenen Brillengläser nicht schnell genug auf, wenn man direkt aus der Sonne etwa in einen Supermarkt geht. Zudem sind in einer Umgebung mit sehr intensiver Sonneneinstrahlung und UV-Licht-Belastung – die gegebenenfalls durch Oberflächen wie Wasser oder Schnee noch reflektiert und verstärkt werden – eher besonders dunkle Sonnenbrillen ratsam. Grundsätzlich aber sind sie für den Ganz-Tages-Gebrauch geeignet, wenn man mit den benannten Nachteilen gut leben kann. Ohne Sonneneinstrahlung hellen die Gläser nach einer Zeit beinahe vollständig auf, es bleibt nur eine kosmetisch ansprechende Grundtönung erhalten.
Funktionsweise: Immer schneller in unterschiedlichen Farben
Die Technologie bei phototropen Brillengläsern schreitet immer weiter voran, was sich vor allem bei der Reaktionszeit und beim Tönungsgrad sowie in der Farbpalette bemerkbar macht. Die Brillengläser werden durch eine chemische Reaktion dunkler- ähnlich der, die bei der Belichtung eines schwarz-weiß Fotos genutzt wird. In das Brillenglas oder in dessen Beschichtung wird Silberbromid oder Silberchromid eingearbeitet, das mit UV-Licht bestrahlt in seine einzelnen Bestandteil zerfällt. Die kleinen Kristalle des nun entstehenden Silbers verleihen dem Brillenglas die Tönung, die je nach Ausgangsstoff und Zusammensetzung meistens grau oder braun, bei modernen Gläsern aber auch in vielen unterschiedlichen Farben ausfallen kann.
Dieser Effekt lässt sich bei ausbleibender UV-Strahlung wieder umkehren beziehungsweise dauert nur so lange an, wie das Brillenglas mit UV-Licht bestrahlt wird. Bleibt das Licht aus, wird das Brillenglas wieder hell, was aber ungleich länger dauert als die Eintönung. Hält man die Brille unter warmes Wasser, reagiert sie in diese Richtung etwas schneller.
Vor und Nachteile selbsttönender Brillengläser
Den größten Vorteil haben gewiss fehlsichtige Menschen, die normalerweise den ganzen Tag über eine Brille tragen müssen: Denn sie haben mit automatisch tönenden Brillengläsern immer die richtige Brille auf der Nase – unabhängig von der Tages- oder Nachtzeit, sowohl draußen bei Sonnenschein als auch in geschlossenen Räumen. Zusätzlich zur benötigten optischem Korrektur der Fehlsichtigkeit bieten selbsttönende Brillengläser jederzeit den optimalen Blendschutz, der dem einer normalen Sonnenbrille heute in Nichts nachsteht. Moderne phototrope Gläser dunkeln bis zu einem Tönungsgrad von rund 85 Prozent ein und erreichen damit einen sehr guten Blendschutz.
Da hochwertige phototrope Brillengläser zudem nur eine sehr geringe Resttönung im aufgehellten Zustand aufweisen, sind sie abends oder nachts ebenfalls bestens geeignet und von einer komplett klaren Brille im Gesicht des Trägers nicht zu unterscheiden. Das macht sie auch für den Gebrauch in Innenräumen oder bei längeren Autofahrten ohne Sonnenschein attraktiv. Im Auto wird der bekannte und besonders auffällige Nachteil schnell sichtbar, dass selbsttönende Gläser hinter der Frontscheibe des Autos aufgrund der abgehaltenen UV-Strahlung nicht reagieren. Auch große Hitze lässt die Gläser nicht im gewünschten Maße eindunkeln, und auch im Schatten zeigen sie ihre Schwächen. Dagegen reagieren die Brillengläser bei Kälte, selbst wenn keine Sonne scheint.
Nachteilig ist sicher für viele auch die verlangsamte Reaktionszeit beim Aufhellen der Brillengläser, die nicht mit der schnellen Eindunklung zu vergleichen ist: Moderne phototrope Brillengläser, die nach den neuesten Möglichkeiten der Technik gefertigt sind, dunkeln bei direkter Bestrahlung mit Sonnenlicht binnen 90 Sekunden auf ihre maximale Tönung ein. Dagegen dauert es sieben bis acht Minuten oder je nach Umgebungsbedingungen auch geringfügig länger, ehe die Gläser wieder als klar zu bezeichnen sind. Gerade auf diesem Gebiet erzielen die Brillenglashersteller regelmäßig mit jeder neuen Generation dieser Gläser Fortschritte.
UV-Schutz vom Material abhängig
Der UV-Schutz bei selbsttönenden Brillengläsern ist vom Material der Grundgläser abhängig und hat wie bei herkömmlichen Sonnenbrillen nichts mit dem Tönungsgrad zu tun. Die meisten Brillenglashersteller verwenden seit einiger Zeit Materialien, die einen UV-Schutz von bis zu 400 Nanometern oder mehr garantieren – hierunter fallen dann auch die phototropen Brillengläser – unabhängig davon, ob die Gläser klar oder eingedunkelt sind. Das bedeutet auch, dass selbsttönende Brillengläser nicht mehr und nicht weniger UV-Schutz bieten als jedes andere Brillenglas aus demselben Material.
Selbsttönende Brillen für bestimmte Sportarten gut geeignet
Grundsätzlich sind rillen mit selbsttönenden Gläsern auch für den Sport geeignet, sofern für die jeweilige Sportart überhaupt eine Brille geeignet ist. So sind phototrope Brillengläser etwa beim Golf, beim Wandern, Segeln und beim Bergsteigen sicher sehr hilfreich, wenn man damit klar kommt, dass die Gläser zunächst dunkel bleiben, wenn die Sonne hinter den Wolken verschwindet. Gerade bei diesen sportlichen Aktivitäten ist es eher hinderlich, eine zweite Brille mit dabei haben zu müssen, insofern überwiegen hier die Vorteile der phototropen Brillengläser. Allerdings bergen gerade das Bergsteigen und das Segeln aufgrund der hohen UV-Licht-Belastung Gefahren und Blendung, die vermutlich mit einer normalen sehr dunklen Sonnenbrille besser verringert werden können. Grundsätzlich eignen sich selbsttönende Brillengläser auch für den Sport, wenngleich verschiedene Kontaktsportarten eine Brille von vornherein ausschließen.
Mehrkosten weil zusätzliche Brille
Die Kosten für selbsttönende Brillengläser sind etwas höher als etwa die für eine vergleichbare Brille mit Sonnenschutzgläsern – vor allem dann, wenn Sie sich für die allerneueste und damit in den meisten Fällen ausgereifteste Technik mit schneller Aufhellung und Verdunklung entscheiden. Zudem ist die phototrope Brille immer ein Zusatzprodukt, das bedeutet, die Kosten für die normale Brille und auch die für die in den meisten Fällen noch anzuratende normale Sonnenbrille kommen noch hinzu. Entscheidend für den Preis von selbsttönenden Brillengläsern sind neben der Technologie weiter die nötige Korrektionsstärke der Brillengläser, deren Material und Vergütung.
Für kurze Autofahrten sind selbsttönende Brillengläser ideal
Für lange Autofahrten bei Sonnenlicht ist wohl besser die normale Sonnenbrille geeignet, zumal sich verdunkelte selbsttönende Brillengläser zum Beispiel bei der Einfahrt in einen Tunnel nicht schnell genug wieder aufhellen. Nun ist es jedoch zweifelhaft, ob es in diesem Fall für einen Fehlsichtigen besser ist, die normale Brille während der Fahrt mit der Sonnenbrille zu wechseln und umgekehrt. Aber unzweifelhaft bleibt, dass sich die selbsttönenden Brillengläser hinter der Frontscheibe des Autos niemals in der Art verdunkeln, wie sie das bei direkter Bestrahlung mit Sonnenlicht machen würden.
Die in modernen phototropen Gläsern verwendete neueste Technik lässt die Gläser heutzutage bereits etwas besser hinter der Windschutzscheibe reagieren, zumal viele Hersteller mittlerweile bei diesen Brillengläsern eine stärkere Grundtönung von bis zu 50 Prozent integrieren. Das ist bei intensiver Blendung jedoch für eine sichere Autofahrt zu wenig und in der Dämmerung und nachts natürlich zu viel. Bestenfalls sind selbsttönende Brillengläser also für kürzere Autofahrten ideal geeignet.